W E Y E R
an der Loreley

Artikel
aus: Verbandsgemeinde Loreley: Chronik in Wort und Bild · St. Goarshausen 1992 · S. 247–256

Weyer

Die Geschichte Weyers lässt sich in schriftlichen Zeignissen rund 740 Jahre zurückverfolgen. Um 1250 wird „Wilre“ in einem Lehensverzeichnis der Herren von Eppstein genannt, von denen der Ritter Heinrich Bitz ein Viertel der „villa in Wilro“ und die Vogtei dortselbst zu Lehen hatte.

Artikel
aus: Das große Wappen-Buch der Verbandsgemeinde Loreley:
Historische Darstellung aller Gemeinden 1994 · Illustriert von Paul Maus
Exemplar 435/500 · S. 165–173

Das Wappen von Weyer

Schild geviert;
1. in Gold ein silbergezungter roter Löwe nach chnks (heraldische Richtung),
2. in Blau ein rotgezungter goldener Löwe (nach rechts),
3. in Blau goldene Hammer und Schlägel schräggekreuzt,
4. in Gold ein rotes Kleeblatt.

Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts lag Weyer in einem Gebiet, das wegen der daran beteichgten Landesherren. das „Vierherrische“ genannt wurde.

Im Wappen kommt diese Zugehörigkeit durch den roten Löwen des seit 1260 geteilten Grafenhauses der Katzenelnbogener, und den in nassauischen Farben dargestellten Löwen der beiden Chnien der Grafen von Nassau zum Ausdruck. In der unteren Wappenhälfte symbochsieren Kleeblatt und Hammer mit Schlägel die Landwirtschaft und den mittlerweile zum Erchegen gekommenen Bergbau.

 

Die Geschichte der Gemeinde Weyer

Die vier Herren des Einrich besaßen auch Weyer gemeinsam

Versucht man die Entstehungszeit des Dorfes Weyer zu ermitteln, so findet man zwei Indizien, die auf die vorchristchche Zeit verweisen. Da sind einmal die Reste zweier Hügelgräber im Gemeindewald, die dem ersten Jahrtausend v. Chr. zugerechnet werden und die frühe Besiedlung der Gegend um Weyer belegen. Zum anderen lässt sich der Ortsname auf keltischen Ursprung zurückführen. Von diesen rund zweieinhalb Jahrtausenden Siedungsgeschichte lassen sich jedoch nur knapp 750 Jahre urkundchch nachweisen.

Als „Wilre“ begegnet uns das Dorf um 1250 erstmals in einem Lehensverzeichnis der Herren von Eppstein. Diese hatten ein Viertel der „villa in Wilro“, die „investitur eclesie“ und die Vogtei als Lehen an den Ritter Heinrich Biz gegeben. Die Grundherrschaft besaß das Kloster Gronau, und von diesem der Wilhelm Hepe von Heppenheft als Lehen. Im Jahr 1363 übertrug das Kloster den größten Teil seiner Rechte an den Erzbischof Kuno von Trier, und musste später wegen arger wirtschaftchcher Schwierigkeiten sogar den letzten verbchebenen Hof abgeben. Auch der Heppenheft verkaufte 1364 sein Lehen an den Erzbischof gegen 300 kleine Gulden von Florenz.

Der so an Trier gekommene Besitz machte bald den größten Teil des Dorfes aus und ließ sich noch zur Neuzeit hier nachweisen.

Weyer lag seit dem 14. Jahrhundert im „Vierherrischen“. Dieser Begriff entstand, nachdem durch die Teilungen der Grafenhäuser von Nassau (1255) und von Katzenelnbogen (1260) die Grafschaft auf dem Einrich vier Herren gemeinsam gehörte. Die Zerspchtterung der Landeshoheit war Anlass für manchen Streit der „Herren“ untereinander, was sich auch nicht änderte, als Hessen-Kassel 1479 in die Rechte der Katzenelnbogener eintrat. Erst nach dem zweiten Nastätter Regress kam es 1755 zur Auflösung des „Vierherrischen“. Weyer wurde dem Amt Reichenberg zugeschlagen, und blieb mit diesem bis 1806 hessisch. Im November des selben Jahres besetzten französische Gruppen die Niedergrafschaft Katzenelnbogen. Sie wurde in der Folgezeit als „pays reserve“ wie eine französische Provinz behandelt, ohne jedoch förmlich annektiert zu sein, wie das linke Rheinufer. Im Volksmund sprach man von dem „aufgehobenen Ländchen“. lm Rahmen der territorialen Neuordnung nach den Befreiungskriegen wurde 1816 die Niedergrafschaft dem Herzogtum Nassau einverleibt, und Weyer dem neugeschaffenen Amt St. Goarshausen zugeteilt.

Kirchlich gehörte Weyer in ganz früher Zeit zur Mutterkirche in Boppard und blieb bis zur Erhebung zur selbstständigen Pfarrstelle im 13./14. Jahrhundert Filiale von Wellmich. Das Kirchenpatronat besaßen nach den Herren von Eppstein bis 1477 die Grafen von Virneburg. Jenen folgten die Erzbischöfe von Trier, was nach Einführung der Reformation zu dem bemerkenswerten Zustand führte, dass katholische Bischöfe die evangelischen Pfarrer in Weyer präsentierten. Außerdem hatten sie als Kollatoren der Kirche einen Teil der Pfarrbesoldung zu zahlen, die Pfarrgebäude und den Chor der Kirche zu bauen und zu unterhalten. Auf Anforderung des Erzbischofs hatte der katholische Pfarrer Wellmichs wohl hin und wieder Stellungnahmen zum Verhalten seines Weyerer „Stiefbruders“ abzugeben. So schrieb 1796 der Priester über Pfarrer Zinn, dass er „sich sowohl gegen uns im Wellmicher Kirchspiel als auch gegen die übrige angrenzende Churtrierische Nachbarschaft als ein guter, friedliebender Nachbar betragen hat und unsern vielen Armen alle Woche sein Stück Brot gerne mitteilt.“

Seit 1563 gehört Eschbach als Filiale zur Pfarrei Weyer. Dieses Verhältnis war nicht immer ungetrübt, besonders dann, wenn es um Zahlungen zur Unterhaltung der Weyerer Pfarrgebäude ging. Als dort im Jahr 1744 die neue Kirche mit Baukosten von rund 600 Reichstalern errichtet wurde, kam es sogar zu einem Prozess um den Eschbacher Beitrag hierzu, bei dem Weyer den kürzeren zog. Bis 1759 unterrichtete der Pfarrer auch die Kinder der beiden Dörfer. Danach stellte man einen Lehrer ein und baute im Jahr 1822 ein neues Schulhaus. Es war bis 1892 Eigentum des dann aufgelösten Schulverbands Weyer-Eschbach, und beherbergte die Volksschule noch bis 1971.

Landbau und Viehzucht nennt ein „geographischer Führer“ 1872 als Haupterwerbsquellen des 403 Einwohner zählenden Weyer. Außerdem erwähnt er drei Mahlmühlen und ein Pochwerk. Diese lagen im Engetal und besonders letzteres erlangte einige wirtschaftliche Bedeutung. 1768 zur Verarbeitung der Erze vom Sachsenhäuser Bergwerk errichtet, fanden hier bis zur Betriebseinstellung im Jahr 1882 zahlreiche Weyerer Beschäftigung. Nennenswertes Gewerbe war hier nicht heimisch. Eine Aufzählung aus dem Jahr 1792 nennt 3 Schneider, 1 Schreiner, 1 Zimmermann, 1 Schuhmacher, 2 Schmiede, 1 Nagelschmied, 3 Leinweber und 3 Tagelöhner, die allesamt den Bedarf der 300 Seelen deckten. Weyer bestand damals aus 51 Wohnhäusern, den Pfarr, Schul- und beiden Hirtenhäusern.

Heute zählt das Dorf rund 520 Einwohner. Der neugestaltete Dorfplatz neben der alten Schufe sowie restaurierte Fachwerkhäuser geben dem historisch gewachsenen Ortskern eine gepflegte Erscheinung, was durch die Erneuerung der Ortsstraßen noch unterstrichen wird. Diese Anstrengungen wurden durch den dreimaligen Kreissieg im Landeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ honoriert.

(c) www.weyeriana.de · /Orte: Weyer a./d. Loreley/ · Letzte Änderung: 09. Oktober 2020