W E Y E R
Oberlahn

unten:
Vorder- und Rückseite der Original-Münze (Nachprägung 1984)

Münze

1200 Jahre
WEYER
 
790-1990

siehe auch:
Kammerrat Schmidt'sches Haus

Der Runkeler Hochzeitstaler von 1762

von Fritz Meyer (Bergbau-Museum, Weilburg)

Anlass zur Prägung des Runkeler Hochzeitstalers war die Hochzeit des Grafen Christian Ludwig von Wied-Runkel mit Charlotte Sophia Augusta von Sayn-Wittgenstein-Sayn am 23. Juni 1762. Im Original wurde dieser Ausbeutetaler in nur 102 Exemplaren geschlagen und ist, da er als Zahlungsmittel nie im Umlauf kam, von größter Seltenheit.

Interessant ist, dass die Prägung erst im Jahre 1767, also lange nach der Vermählung, ausgeführt wurde. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass Wied-Runkel bereits 1759 seine eigene Prägetätigkeit eingestellt hatte. Der Taler wurde von dem Stempelschneider Christ. Schepp, der auch den Mehlbacher Gulden 1750 angefertigt hatte, in Frankfurt geprägt. Als zweites Kuriosum kann vermerkt werden, dass das verwendete Silber zwar von der Weyerer Gewerkschaft über den Bankier Vorstad in Frankfurt geliefert wurde, aber nicht aus den in den Weyerer Gruben geförderten und verschmolzenen Erzen stammte. Die Grube war 1767 nicht in Betrieb, da das Wasser, das die Pumpenkunst betrieb, eingefroren war und deshalb keine Erze gefördert werden konnten. So lieferte die Weyerer Gewerkschaft zwar das Silber nach Frankfurt – die Randschrift „Ex Hodinis Weyerensibus“ (aus Gruben in Weyer) ist jedoch nicht ganz zutreffend. Die Prägung wurde zwar durch die Weyerer Gruben und ihre Erträge angeregt und finanziert, das Silber dafür wurde von ihnen jedoch nicht gefördert.

Auf der Vorderseite des Talers sieht man die Brustbilder des Jungen Paares und ihre Namen: „Christ: Lud: Com(es) & Wed (Wied): Isenb (urgi) & Crich (ingiae = Kriechingen) – Charl: Soph: Aug: Com (itissa): Sayn & Wittg“. Die links und rechts unten stehenden Buchstaben S und F bedeuten Schepp (Stempelschneider) und Frankfurt (Prägestätte).

Die Umschrift auf der Rückseite nennt den Anlass der Prägung: „In Memoriam Felicissimi Matrimonii XXIII. Jun. MDCCLXII.“ (zur Erinnerung an die sehr glückliche Vermählung am 23.06.1762). Das Bild der Rückseite zeigt die mächtige Burg Runkel mit der um 1440 erbauten Lahnbrücke. Die Pfarrkirche vor der Burg erkennt man am Dachreiter auf dem Chordach. Rechts davon steht ein Turm mit Glockendach, der zur Stadtbefestigung gehört. Auf der gegenüberliegenden Lahnseite erkennt man die Burg Schadeck. Am oberen Rand kennzeichnet der Name Weyer, sowohl das im Tal liegende Dorf mit seiner Kirche, als auch die auf der Höhe sichtbare Grube „Alte Hoffnung“, auch das „Weyerer Werk“ genannt. Der einmännisch bediente Haspel soll den Kunstschacht, das danebenstehende Gebäude mit Kamin die Hütte darstellen.

Die Bedeutung des Weyerer Bergbaus geht daraus hervor, dass sich das gräfliche Brautpaar „im Jahre des Heils 1762 am 23. Tag des Brachmonats die hohe Vermählung“ in Weyer vollzogen wurde.

der Bierkrug zum gleichen Anlass
das Heimatbuch zum gleichen Anlass

Der Runkeler Taler 1762 der Grafschaft Wied-Runkel

Geschichtliche Vorbemerkungen

Die Burg Runkel wird urkundlich zuerst 1159 erwähnt; ihre Herren erscheinen bald darauf auch als solche von Westerburg. Teilungen des Besitzes wechselten mit ständigen Fehden zwischen den verwandten Familien. 1462 erheiratete Runkel die größere und reichere Grafschaft Wied mit ihrem Anteil an der Herrschaft Isenburg. Einer ersten wiedischen Teilung um 1590 und einer kurzen Wiedervereinigung folgte 1698 die endgültige Aufspaltung in die niedere und obere Grafschaft: Wied-Neuwied und Wied-Runkel. Diese erhielt dabei außer ihrem um Runkel an der Lahn gelegenen Besitz auch den östlichen Landesteil mit Schloss und Stadt Dierdorf, 40 km von Runkel entfernt, nord-östlich Neuwied gelegen und von der Stammburg an der Lahn nur durch nassauisches Gebiet erreichbar.

Aus dieser Linie (s.o.) stammt der Prägeherr des Runkeler Talers 1762, Graf Christian Ludwig. Seine Mutter, eine Gräfin von Ostfriesland und Kriechingen, starb 10 Tage nach der Geburt, worauf sein Vater in zweiter Ehe die Gräfin Amalia Louise von Sayn-Wittgenstein-Sayn (in Neumagen) heiratete. Auch sie verstarb schon frühzeitig, aber die Verbindung zum Hause Wittgenstein blieb erhalten:
Christian Ludwig verlobte sich mit der Prinzessin Charlotte Sophie Auguste von Sayn-Wittgenstein-Sayn. (Der Vater der Braut, Graf Alexander Ludwig, und die Stiefmutter des Bräutigams, Amalie Luise, waren Geschwister, Kinder von Graf Karl Ludwig von Sayn-Wittgenstein-Sayn in Neumagen. Christian Ludwig, der Prägeherr, war also ein nicht blutsverwandter Vetter seiner Braut.) Die Vermählung fand am 23. Juni 1762 statt, wenige Wochen nach dem Tod des Vaters, der noch kurz vor seinem Ableben die Regierung an Christian Ludwig übertragen hatte.

Der Vermählungstaler 1762 (s.o.)

Auf der Vorderseite des auf diesen Anlass geschlagenen Ausbeutetalers stehen die Brustbilder des jungen Paares und ihre Namen: CHRIST LUD COM(es) WED (ae = Wied) ISENB(urgi) & CHRICH(ingiae = Kriechingen) - CHARL SOPH AUG COM(itissa) SAYN & WITG. (Comitissa ist eine neulateinische barocke Form. Im klassischen Latein heißt die Gräfin – ebenso wie der Graf – comes.) An dem Titel des Grafen überrascht, dass auf Wied nicht Runkel folgt. Zwar ist verständlich, dass dem jungen Grafen die Isenburg stammesgeschichtlich ebenso wichtig wie Wied erschien, zumal da sie ihm zu einem großen Teil gehörte und er nicht in Runkel residierte; aber die Grafschaft Kriechingen, in Lothringen an der in die Saar mündenden Nied gelegen, war erst durch seine Mutter an Runkel gekommen und hatte keine genealogische Bedeutung. Die links und rechts über der sog. Leiste stehenden Buchstaben S und F werden unten erläutert.

Die Umschrift auf der Rückseite nennt den Anlass der Prägung: IN MEMORIAM FELICISSIMI MATRIMONII XXIII. JUN. MDCCLXII, d. h.: zur Erinnerung an die sehr glückliche Vermählung am 23.6.1762. Aus dieser Ehe gingen fünf Söhne hervor, von denen zwei kurz nach der Geburt starben und die übrigen kinderlos blieben. Christian Ludwig wurde 1791 in den Fürstenstand erhoben und verschied noch in demselben Jahr. Der lothringische Besitz fiel 1794 an Frankreich; die Stammlande kamen 1815 teilweise an das Herzogtum Nassau, teilweise an Preußen. Als Runkel 1824 ausstarb, fielen die Standesrechte an die Linie Neuwied.

Das Bild der Rückseite wird beherrscht von der mächtigen Burg Runkel, der noch heute eindruckvollsten Befestigungsanlage im Lahntal. Sie sicherte einen wichtigen Flussübergang, der um 1440 durch den Bau der auf dem Taler dargestellten gemauerten Brücke besondere Bedeutung erhielt. Trotz ihrer günstigen Lage auf dem stark befestigten Felsen wurde Runkel im Dreißigjährigen Krieg von kaiserlichen Truppen erstürmt und eingeäschert. Während die Wohngebäude noch im Kriege wiederhergestellt und die Unterburg 1701 weiter ausgebaut wurden, blieb die obere Kernburg Ruine. Heute werden die Räume teils von einem Mitglied der fürstlichen Familie bewohnt, teils sind sie zur Besichtigung freigegeben.

Von dem mächtigen Bau hebt sich die Pfarrkirche, kenntlich an dem Dachreiter auf dem Chordach, nur wenig ab; der rechts davon stehende hohe Turm mit Glockendach gehört zur Stadtbefestigung. Dagegen ist die auf einem Felsvorsprung der anderen Lahnseite liegende, weniger reizvolle Trutzburg Schadeck, 1280 vom verfeindeten Westerburg erbaut, nicht sichtbar.

Der Großvater von Christian Ludwig, der die Unterburg in Runkel weiter ausgebaut hatte, errichtete gleichzeitig in Dierdorf – dem nördlichen, etwas größeren Landesteil – anstelle einer abgebrannten Wasserburg ein neues Schloss, das bald darauf auch Residenz wurde. Christian Ludwig und seine Geschwister sind daher nicht in Runkel, sondern in Dierdorf geboren, das auch Sitz des Geheimen Rates und Münzstätte war. Dagegen blieben die Regierung und die Rentkammer sowie das Konsistorium in Runkel, das lange Jahre auch als Witwensitz diente. Mit dem Aussterben der Linie Runkel verlor Dierdorf seine Bedeutung; das Schloss ist 1902 abgebrochen worden.

Am oberen Rand der Rückseite kennzeichnet der Name Weyer (Das Y ist unten nicht scharf geschnitten, so dass man auf nicht gut ausgeprägten Stücken WEVER lesen könnte.) sowohl das im Tal liegende Dorf mit seiner Kirche als auch die auf der Höhe sichtbare Grube „Alte Hoffnung“, auch das „Weyerer Werk“ genannt. Der einmännisch bediente Haspel soll den Kunstschacht, das danebenstehende Gebäude wahrscheinlich nicht das Zechenhaus, sondern - nach der Größe sowie dem Kamin zu urteilen – die Hütte darstellen. Weder die Grube noch das Dorf sind allerdings von dem 8 km entfernten Runkel aus sichtbar. Sie liegen näher an Villmar und waren von Runkel aus nur durch kurtrierisches Gebiet zu erreichen.

Die Herkunft des Silbers wird in der Randschrift durch die von Verzierungen unterbrochenen Worte angezeigt: EX FODINIS WEYERIENSIBUS, d.h. aus den Weyerer Gruben; hierauf wird später näher eingegangen.

Die Bedeutung des Bergbaus von Weyer für das Herrscherhaus wird dadurch beleuchtet, dass sich das gräfliche Brautpaar zur Trauung nach Weyer begeben hatte und hier „im Jahre des Heils 1762 am 23. Tage des Brachmonats die hohe Vermählung vollzogen wurde“ (Die feierliche Einholung des Brautpaares durch den Ortspfarrer an der Ortsgrenze von Weyer und die Trauung durch einen Pfarrer aus Runkel wird geschildert in der „Berichtlichen Beschreibung der Kirche und Pfarre zu Münster und Weyer“ (im Besitz des mit Weyer vereinigten Pfarramts Münster). Die Trauung fand merkwüdigerweise nicht in der Kirche statt, sondern im Haus des Hauptgewerken Bernard, was auf eine enge Beziehung des Grafen zum Bergbau schließen lässt.) Größere Vermählungsfeierlichkeiten sind wohl wegen des kurz vorher erfolgten Ablebens des Vaters unterblieben.

Der Bergbau bei Weyer

Die geologische Grundlage des Weyerer Werkes wurde in Abschnitt 2 angedeutet. Rechtlich beruhte der wiedische Bergbau auf einem Privileg Kaiser Maximilians aus dem Jahre 1516. Eine eigene Bergordnung war nicht erlassen, vielmehr die Nassau-Katzenelnbogische von 1559 als Gewohnheitsrecht rezipiert worden. Der Bergbau in der Obergrafschaft wurde vom Bergamt in Runkel geleitet, das auch die Gerichtsbarkeit ausübte.

Der erste schriftliche Beleg über den wahrscheinlich in das Mittelalter zurückreichenden Erzbergbau, ist die Familienchronik des heutigen Eigentümers der ehemaligen Hütte in Weyer. Sie besagt, dass hier 1665 eine Erzschmelze bestand. Jetzt ist das Anwesen zu einem landwirtschaftlichen Betrieb ausgebaut worden. Im Fundament des Wohnhauses ist ein Stein eingelassen, in dem inmitten einer wappenartigen Verzierung eingemeißelt steht: MDCCLXI — DIE HÜTTE ALTE HOFFNUNG LAESST NOTH ZUSCHANDEN WERDEN.

Die damalige Betriebsperiode muss, wie auch die Prägung des Runkeler Talers zeigt, sehr ergiebig gewesen sein. Die schriftlichen Nachrichten aus diesen Jahren sind jedoch spärlich; Angaben über die Förderung und die Silbererzeugung fehlen ganz. Vor 1700 wurde der Laubusbach weit oberhalb von Weyer bei Wolfenhausen durch den heute noch sichtbaren „Berggraben“ zum Kunstschacht geleitet und beaufschlagte hier zwei übereinanderliegende Wasserräder zum Antrieb der Pumpenkunst. Da die Ableitung des Baches den unterliegenden Mühlen das Wasser entzog und die Gewerkschaft schadenersatzpflichtig wurde, trieb man später einen kurzen, ebenfalls noch vorhandenen Stollen durch eine Bergnase zum Kunstschacht und brauchte dadurch den Bach erst im Dorf abzufangen. Das Aufschlagwasser wurde zusammen mit dem Grubenwasser durch den 1100 m langen „Tiefen Grundstollen“ abgeführt, der weit unterhalb von Weyer im Wiesengrund des Laubustals angesetzt ist und eine Teufe von etwa 90 m unter dem Ausgehenden der Gänge einbringt. Die Pumpenkunst erlaubte, noch weitere 30 m unterhalb der Stollensohle zu bauen.

Der gewerkschaftlich, ohne Beteiligung der Grafen betriebene Bergbau ist von etwa 1770 an zwar mehrfach unterbrochen, in geringem Umfang aber bis 1805 aufrechterhalten worden. In einem auf Veranlassung der Gewerkschaft 1786 erstattenen „gewissenhaften Bericht“ äußert sich der Frankfurter Münzmeister Bunsen nicht ungünstig über das Vorkommen und nimmt die Betriebsleitung gegen den Vorwurf in Schutz, „das Weyerer Werk sei auf den Raub gebauet worden“. Um 1800 ist es aber dennoch ins Freie gefallen und 1810 einem Bergmeister Menzler erneut verliehen worden. An der daraufhin 1819 gegründeten Gewerkschaft waren die Erben der Grafschaft Schaumburg maßgebend beteiligt; sie ließen daher den Betrieb in Weyer von ihrer im folgenden Abschnitt behandelten Bergwerksverwaltung in Holzappel leiten.


Unterschrift von Münzmeister Bunsen unter seinen Bericht von 1787 über den Zustand des Weyerer Werks. In der von ihm 1764 bis 1790 geleiteten Frankfurter Münze wurde auch der Runkeler Taler geschlagen. Durch den Zusatz „geometra subterraneus“, d. h. Markscheider, gibt Bunsen der engen Verbindung von Bergbau und Münzwesen Ausdruck.

Die nach Aufwältigung des Tiefen Grundstollens vorgenommenen Untersuchungen müssen zunächst ermutigend gewesen sein. Denn von 1836 an wurde der Kunstschacht mit einer Dampffördermaschine sowie einer neuen Wasserhaltung ausgerüstet und die verfallene Hütte wiederaufgebaut. In der größeren Teufe waren jedoch die Gänge vertaubt. 1844/45 wurde der Betrieb eingestellt, und 1848 ging die Gewerkschaft in Liquidation.

Numismatische Ergänzungen

Wied scheint bereits im 14. Jahrhundert das Münzrecht erhalten zu haben; es wurde damals zwar kaum ausgenutzt, aber mit Unterstützung des Kölner Erzbischofs Hermann von Wied und durch Teilnahme der Grafen an den Münzprobationstagen des Niederrheinischen Kreises aufrechterhalten. Daher konnte Graf Johann Friedrich Alexander 1748 für die Untergrafschaft in Neuwied eine Münzstätte einrichten. Die zahlreichen hier geprägten kleinen Silbermünzen 223 waren im Gehalt sehr schlecht, wenn auch kaum minderwertiger als ähnliche Sorten benachbarter Territorien. 1752 verbot Kurköln das Neuwieder Geld, worauf Kurtrier und Frankfurt folgten. Aufgrund eines Befehls des Wiener Reichshofrats an den niederrheinisch-westfälischen Münzkreis rückten 1758 kurpfälzische Truppen aus Düsseldorf in Neuwied ein und hoben die Münzstätte auf224. Graf Alexander ließ aber von 1761 bis 1764 in Neuwied nochmals einige Scheidemünzen prägen. An der dortigen Münze wirkte von 1751 an Johann Conrad Stöckigt, von 1756 an als Münzmeister. Nach der Stillegung ist er im Bergbau weiter beschäftigt worden und nach Wiederaufnahme der geringen Münztätigkeit in Neuwied erneut Münzmeister gewesen. Von 1770 an tritt er als Bergmeister in Braubach auf.

Für Wied-Runkel hatte der Vater von Christian August, Johann Ludwig Adolf, 1751 in Dierdorf eine Münze gegründet, in der aber nur Werte bis zu Sechsteltaler geschlagen wurden. Nach der gewaltsamen Schließung von Neuwied – die Dierdorfer Münze war nur infolge ihrer unzugänglichen Lage der Exekution entronnen – gab auch Runkel 1759 die eigene Prägetätigkeit auf.

Die beiden auf der Vorderseite eingeschnittenen Buchstaben F und S wurden früher verschieden interpretiert. Leitzmann liest sie als S(tockigt) F(ecit), meint also, dass der Runkeler Taler von dem im vorigen Absatz erwähnten Münzmeister dieses Namens in Neuwied oder Dierdorf geprägt worden sei. Dagegen deuten die Verfasser des Katalogs Schulthess-Rechberg, die Gebr. Erbstein, in der Beschreibung der Nr. 5795 die beiden Buchstaben als Förster und Scholz und legen das Stück nach Nürnberg, wo damals Johann Martin Förster als Münzmeister (gleichzeitig Generalmünzwardein des fränkischen Kreises sowie Würzburger Münzrat) und Sigmund Scholz als Wardein tätig waren. Diese Deutung ist von hier aus auch in andere Literatur übernommen worden.

Tatsächlich ist das S von dem bereits als Stempelschneider des Mehlbacher Guldens 1750 erwähnten Johann Christoph Schepp als sein Zeichen angebracht worden, und das F bedeutet Münzstätte Frankfurt, wo Schepp die Stücke auch geprägt hat. Die Münzakten hierüber beginnen Ende 1766 mit den von Schepp gezeichneten Entwürfen für die Stempel und mit der Vereinbarung über seine Vergütung in Höhe von 100 Talern; diese schloss die Lieferung des „Randierwerks“ und die Arbeit in der Münze ein, für die er wohl eine Sondergenehmigung erhalten hatte. Die Prägung erfolgte erst im April 1767, also lange nach der durch das Münzbild in Erinnerung gehaltenen Vermählung. Als Grund für die große Verspätung kann man nur die dem Tod des Vaters vorangegangenen Streitigkeiten wegen der eigenen Münzstätte vermuten.

Der Runkeler Taler ist in 102 Exemplaren geschlagen worden. Hierzu hatte der Frankfurter Bankier Vorstad vom dortigen Gewerken Goll 13 Mark Silber im Gehalt des Konventionsfußes zur Weitergabe an Schepp empfangen. Dieser wünschte aber Feinsilber zu verwenden und verlangte den Umtausch; ob er hierzu von der Hofkammer in Dierdorf ermächtigt worden war, ist nicht aktenkundig. Jedenfalls hat Schepp daraufhin den Empfang derselben Menge, 13 Mark, in Feinsilber bescheinigt und hieraus die 102 Runkeler Exemplare geschlagen. Es ist selten, wenn nicht einmalig, dass ein als Taler bezeichnetes Stück im Rauhgewicht eines Reichstalers in Feinsilber geprägt worden ist.

Das verwendete Silber ist zwar von der Weyerer Gewerkschaft über den genannten Bankier geliefert worden, stammt aber nicht aus den in Weyer geförderten und verschmolzenen Erzen. Vielmehr berichtet der in Weyer als Grubenvorstand wirkende Hauptgewerke Bernhard im Februar 1767 und bestätigt dies auch später, dass „dermalen kein Silber vorhanden ist und auch vor Mitte des bevorstehenden Sommers nicht erschmolzen werden kann, weil kein Erz vorrätig und wegen des starken Frostes das Wasser angewachsen ist“. Er will damit sagen, dass der Laubusbach zugefroren war, so dass die sonst von diesem beaufschlagte Pumpenkunst das in der Grube zusitzende Wasser nicht kurzhalten konnte. Das von der Weyerer Gewerkschaft in Frankfurt zur Verfügung gestellte Münzsilber ist zwar der Gewerkschaft von der runkelischen Regierung durch Verrechnung mit dem Zehnten vergütet worden, aber die Randschrift EX FODINIS WEYERIENSIBUS ist nicht ganz zutreffend. Die Weyerer Gruben haben zwar durch die Erträge die Prägung angeregt und finanziert, nicht aber das Silber hierfür gefördert.

Diese Umstände waren auch den meisten Empfängern der geschenkten Stücke nicht bekannt. So bedankt sich der mehrfach erwähnte Besitzer der Gruben Mehlbach und Langhecke, Frhr. v. Waitz in Kassel, für die ihm zugesandte „Medaille aus Weyerer Silber“. Keins der wenigen Stücke ist in den Verkehr gelangt. Eine lange „Designatio“ führt alle Namen der Beschenkten auf; unter ihnen befand sich auch Graf Christian August von Solms-Laubach, der Prägeherr des oben behandelten Talers 1762 der Saline Christianswerk, der um ein Exemplar für seine Münzsammlung gebeten hatte.

Mit dem Runkeler Taler hat sich Johann Christoph Schepp ein schönes Denkmal seiner Kunst gesetzt, das sich vorteilhaft von seinem Mehlbacher Gulden 1750 und auch von dem nachfolgend zu behandelnden Holzappeler Taler abhebt.

aus:
Dr. Fritz Spruth, Bergassessor a.D.: Die Bergbauprägungen der Territorien an Eder, Lahn und Sieg. Herausgeber: Bergbaumuseum Bochum, 1974, S. 125ff

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