Schloss
W E Y E R
bei St. Veit/Glan

Zeichnung aus:
H. Wießner/G. Seebach: Burgen und Schlösser um Friesach, St. Veit, Wolfsberg
2. Auflage, Wien 1977, S. 135f

W E Y E R (WAYER) (St. Veit a. d. Glan)

Unterhalb der Ruine Taggenbrunn, im O von St. Veit liegt im sumpfigen Talgrund der Wimitz das Schloß Weyer.

Der Bau geht zumindest ins 14. Jh. zurück. Am 10. XI. 1399 kam es zu vermögensrechtlichen Auseinandersetzungen zwischen Margaretha, Schwester des St. Veiter Bürgers Kaspar des Zachen und Wittib nach Andreas Mazzolter zu Judenburg, der Eigentümerin des Hofes gelegen pey sand Veyt in dem Statfrid an der Wunnbicz genannt der Weyer und der Mühle bei dem vorgenannten Hof und dem Schenken Niklas v. Osterwitz, der geldliche Ansprüche an den genannten Objekten hatte. Er erwarb, wie aus einer Urkunde aus 1401 hervorgeht im Kaufweg „den Hof an dem Weyer“ von Kaspar dem Zachen und verfügte, daß dieser „Hof“ an dem Weyaer bei sand Veyt samt der Mühle und dem Zehent im Todfall seiner Hausfrau Anna, Konrads des Kuchler Tochter als Leibgeding zufallen sollte“. Die Schenken erweiterten ihren Besitz am Schloß Weyer und an der Wimitz durch Kauf von Meinhart Ferber v. Frauenstein im Jahre 1436. 1441 verwies Jost Schenk v. Osterwitz seine Hausfrau Margarethe v. Freudenberg mit ihrer Morgengabe unter anderem auch auf Mühlen um Schloß Weyer und 1452 verkaufte Jobst der Schenke die „Verbermull ze nagst bey dem Reyer (!)“ dem Bürger Niklas von St. Veit gegen einen jährlichen Zins von 5 Pfunden. So scheinen also um d. M. d. 15. Jh. die Schenken noch immer im Besitz des Schlosses Weyer gewesen zu sein. Nach dem Ausscheiden der Schenken von Osterwitz, ihrem finanziellen Zusammenbruch und letztlich durch ihr Aussterben, kamen St. Veiter Bürger wieder in den Besitz von Weyer so 1532 Hans Gottschacher. Weitere Besitzer des Schlosses waren Hans Rülko, der Vormund des schwachsinnigen Konrad v. Kraig, dann Maria Rülko vereh. Lind. 1585 verkaufte das Ehepaar Lind den Besitz an Anna v. Liechtenstein, Frau des Erblandmarschalls Rudolf v. Liechtenstein. Dieser begann 1585 mit dem Ausbau des Schlosses der bis 1590 dauerte. Rudolf v. Liechtenstein vermählte sich nach dem Tode seiner Gattin Anna mit Elisabeth v. Thannhausen. Die verstorbene Anna vermachte das Schloß W. den Kindern ihres Bruders Christof v. K(h)uenburg. 1596 pachtete der St. Veiter Bürger Hans Ladroner das Schloß und erwarb es 1601. Seine Witwe emigrierte als Protestantin. Über das Bistum Gurk kam das Schloß 1628 an das Kloster St. Georgen am Längsee, welches es bis zur Aufhebung des Klosters 1788 innehatte. In der Folge erwarben es die Grafen Egger und 1891 kam es im Kaufweg an den Landeshauptmann von Kärnten Dr. Arthur Lemisch, der es 1939 an Dr. Hubert Knaus weiter verkaufte.

Wehrhaftes, mehrteiliges Renss.-Schloß (mit älteren Bauteilen) um einen großen trapezförmigen Arkadenhof, der die beiden Baukörper – 3-gesch. im W und 4-gesch im O – durch 2-gesch. Säulenarkadenfronten (auch vor dem gleichzeitigen O-Trakt) miteinander verbindet. An der W-Seite ein vorspringender 3-gesch. Torturm mit Zugbrückenportal und Bauinschrift mit dem Wappen Liechtenstein-Khuenburg, bez. 1585. Der ältere 3-gesch. W-Trakt mit rechteck. Ecktürmen und einem 2-gesch., eigens gedeckten Renss.-Erker an der w. Schmalseite, die Fenster tw. mit profilierten spätgot. Gewänden. Der Renss.-Trakt im O mit 4-gesch. übereckgestellten Ecktürmen mit Zeltdächern.

Obwohl von der Anlage her ein wohnliches, breitgelagertes Renss.-Schloß größtenteils a. d. 16. Jh., so wurde doch nicht – ähnlich wie bei anderen gleichzeitigen Kärntner Schlössern (vgl. z. B. Tanzenberg, Hornstein u.a.m.) – auf Wehreinrichtungen verzichtet, sei es nun traditionell oder funktionell bedingt. So wurde das Schloß mit einem breiten Wassergraben umgeben, der Zugang erhielt durch Turm und Zugbrücke eine besondere Sicherung und Schlüsselscharten, wie neben dem Torturm, verliehen dem Baukomplex eine bedingte Wehrfähigkeit.

siehe auch:

Weyer, Schloss (St. Veit an der Glan)

Ein wehrhafter dreigeschossiger Renaissancebau, mit einem möglicherweise älteren Kern. Massige Ecktürme, Erker, Torturm, trapezförmiger Arkadenhof; an einigen Fenstern der Außenfront noch die geschmiedeten Fensterkörbe der Erbauungszeit.

Das ehem. Wasserschloss war 1532 urk. im Besitz des St. Veiter Bürgers Gortschacher, anschließend der Familie Rülko (Rainer Maria Rilke leitete seine Abstammung von diesem Kärntner Geschlecht ab). 1585 erfolgte der Umbau durch Anna von Liechtenstein-Khünburg. Im 17. Jh. Besitz des Bistums Gurk (bzw. des Klosters St. Georgen am Längsee), anschließend im Besitz von St. Veiter Familien (Dr. Hubert Knaus); im Schloss ist heute eine Tierklinik untergebracht.

Lit: Dehio, 634; He., II/187; Valv., 257 f; Wie., V/135 ff

aus: Georg Clam Martinic:
Österreichisches Burgenlexikon. Schlösser · Burgen · Ruinen. Salzburg 2007, 100

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