W E Y E R
a./d. Enns, O.-Ö.

Skript, 1947

Weyer
im Wandel der Zeit

von
Wilhelm Lemoch,
Fachlehrer für Geschichte
an der
Hauptschule Weyer/Enns
Februar/März 1947

Auszüge

Begleitdokumente
aus der Sammlung Rüdiger Weyer

II. Die früheste Besiedlung des Raumes Weyer

Der graue Vorhang der Vorgeschichte breitet sich noch über den Zeitabschnitt der frühesten Besiedlung des Gaflenztales. Keltische Noriker werden die Ureinwohner des Gebietes gewesen sein. Sie gaben der Enns den Namen Anisus (anheftig bewegen), woraus die nachfolgenden Römer die Bezeichnung Anasus prägten. Dem eilenden Fluss entlang führte eine Straße, auf der man norisches Erz in die Schildfabrik nach Lauriacum (Lorch) brachte. Eine Römermünze von Marcus Antonius, die beim Flößerfriedhof in Kastenreith gefunden wurde, zeugt von der Anwesenheit der Römer in unserer engsten Heimat.

Die Völkerwanderung und ihre Folgezeit ließ den germanischen Stamm der Marcomannen bzw. Bajuwaren zu Siedlern im Gaflenztal werden. Dazu kamen von Süden her die windischen oder slawischen Einwanderer, die als bescheidene Waldarbeiter im Talgrund der Gaflenz lebten und diesem Bache, wie der Frenz und Raming ihren Namen gaben.

Die Besiedlung des Gaflenztales, in dem Weyer liegt, erfolgte zunächst von Waidhofen her, sodass zuerst der höher gelegene Ort Gaflenz entstand und hierauf mit dem Verschwinden der Sumpfbildungen und Abfließen der Sumpfwässer zur Enns hin, der Talgrund um Weyer besiedelt wurde.
Von Steyr her setzte nach 1000 die Rodungstätigkeit der steirischen Ottokare ein, welche die Garstner Benediktiner später fortsetzten und so die Entstehung einer geschlossenen Dorfsiedlung ermöglichten.

III. Weyer im Mittelalter

Noch bevor der beurkundete Name von Weyer 1259 in der lat. Form, „in Piscinam“, d.h. im Fischteich auferscheint, deuten vereinzelte Siedlungsnamen und andere Bezeichnungen darauf hin, dass die nächste Umgebung von Weyer um einige Jahrhunderte früher besiedelt worden ist und daher die Ortsnamen älter sind, da sie an die karantanische Mark erinnern, eine Gebietsbezeichnung, die vor der Namengebung der Styrermark 1056 üblich war. Karantanien, das rund genommen Kärnten und Steiermark umschloss, gliederte sich in ein unteres und oberes Karantanien und grenzte im Raume Weyer ziemlich entlang der heutigen Landesgrenze gegen N.Ö. an die awarische Mark bzw. dann babenbergische Ostmark.

Aus dieser Zeit stammen die Ausdrücke „die Karint“, womit die Bauern von Pichl einen Teil des Lehner Berges an der N.Ö. Grenze gegen Großhollenstein bezeichnen, sowie „die Gschnaidt“, d.h. die Karintscheide, worunter man die Gebiete an den beiden Gschnaidbächen bei Gaflenz bezeichnet, dereinst die Grenze zwischen Karantanien und der Ostmark bildete und heute wiederum die Grenze zwischen amerikanischer und russischer Besatzungszone ist.

Auch das Gmerkt-Gut leitet seinen Namen von der Grenzmark, bzw. von einer gemerkten Stelle ab, weil dort von der ältesten Zeit bis zum heutigen Tag die Grenze verläuft.

Im Jahre 1056 erhielt Ottokar I. (der als Graf auf der Styraburg das Prädikat der III. und als Graf im Traungau der V. führt) vom Kaiser Heinrich III. Rang und Titel eines Markgrafen der oberen (karantanischen) Mark.

Sein Hauptsitz war zu Styra (Steyr). Die Ottokare nannte man ab nun – wie z.B. später die Habsburger nach der Habsburg – nach dem Haup1sitz die Styrer oder Steyrer. Von ihnen ging der Name auch auf die Mark über, die sie verwalteten, woraus sich der Name Steiermark bildete. Zu den Besitzungen der steirischen Ottokare zählte die Gegend um Weyer, die in kirchlicher Beziehung dem benachbarten Waidhofen und somit dem Bistum Freising unterstand.

Im Jahre 1138 kam das Landgut Abelenzi (= Gaflenz), zu dem auch das Gebiet von Weyer gehörte, durch eine Schenkung der Markgräfin Sophie, welche die Vormundschaft für den noch unmündigen Ottokar III führte, an das Kloster Garsten (gegr. 1082, 1. Abt Berthold I.). Die Provinz Abelenzi reichte vom Roßfall in Anger bis zur Frenz (Frodenize) und von der Enns bis zum Ursprung der Gaflenz bei Oberland, sowie von der Gmerkt in Pichl bis zum Ofenbauer in der Großgschnaidt.

Kurz nach der Inbesitznahme der Provinz Abelenzi durch das Kloster Garsten erhielt Gaflenz eine Pfarre, die Papst Alexander III im Jahre 1179 dem Kloster zuerkannte. 1180 wurden die Ottokare von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zu Herzogen der Steiermark ernannt. 1192 starb mit Ottokar IV das Geschlecht der Ottokare aus und schon 2 Wochen darauf wurde gemäß dem Georgenberger Erbvertrag von 1186 der Babenberger Herzog Leopold V. durch Kaiser Heinrich VI. in Worms mit der Steiermark belehnt. Mithin kam auch unsere Provinz Gaflenz unter die Herrschaft der Babenberger.

Da nach dem Aussterben der Babenberger 1246 niemand auf eine Erbfolge Anspruch erheben konnte, fielen die beiden Herzogtümer Österreich und Steiermark an das Deutsche Reich zurück. 1248 ernannte Kaiser Friedrich II. den Herzog Otto v. Bayern zum Reichsverweser von Österreich und Graf Meinhard von Tirol in gleicher Eigenschaft für die Steiermark. 1251 trat König Ottokar von Böhmen seine Herrschaft über Österreich an und dehnte diese 1260 auch auf Steiermark aus. Der Traungau war wiederum für sich, also kein Bestandteil der Steiermark mehr. In dieser Fehdezeit wechselten häufig Herren und Besitzer. In die Zeit der Zwischenherrschaft des Przemysl Ottokar fällt 1259 die 1. Kirchenweihe zu Ehren des Hl. Joh. des Täufers in Weyer, die unter Abt Ulrich II. von Garsten Bischof Otto v. Passau vornahm. Weyer war eine Filiale von Gaflenz.

Mit Rudolf v. Habsburg nahmen die Habsburger 1276 Besitz von Österreich. Oberösterreich, das als Austria super Anasum (Österr. ob der Enns) in einer Urkunde König Ottokars 1265 erstmals Erwähnung findet, kam 1276 für kurze Zeit als Pfand für den Brautschatz Mathildens, der Tochter Rudolfs von Habsburg, an den Bayernherzog Heinrich, dessen Sohn Mathilde heiraten sollte. Weil sich aber Herzog Heinrich bald darauf auf die Seite Ottokars stellte, der jedoch in der Schlacht bei Dürnkrut Sieg und Leben verlor, musste auch er sein Pfand 1278 an Rudolf wieder herausgeben. Somit war wieder die Verwaltungseinheit vom Hausruck bis zur Ybbs – wie ehedem unter den letzten Babenbergern – gegeben. Dieses Austria superier (= das Öst) gliederte sich in zwei Landesteile: Österreich ob und unter der Enns. Es grenzte im Osten an Austria inferier, das untere Österreich. Weyer gehörte also im Rahmen des oberen Österreich zum Landesteil Unter der Enns.

Im Vertrag von Rheinsfelden 1283 wurde der Sohn Rudolf von Habsburg, Albrecht, als Herzog von Österreich und Stmk. bestimmt.

Herzog Albrecht I. verlieh der Stadt Steyr 1287 neue, große Privilegien, darunter, dass alles Holz und Eisen, das zum Verkaufe in die Stadt geführt wird, 3 Tage den Bürgern um den gewöhnlichen Marktpreis feilgeboten werden müsse. Nach dieser Frist konnte der Verkäufer weiterziehen und seine Waren verkaufen, wo er wollte. Dieses Vorrecht Steyrs hatte auch für die Entwicklung der Eisenindustrie Weyers nachhaltige Folgen. Weyer, das um diese Zeit einen beachtlichen Aufschwung nahm, mag vielleich schon um 1330 zum Markte erhoben worden sein. Es war aber 1360 bestimmt schon ein Markt, weil in diesem Jahre erstmalig der Weyrer Bürger Düring Perausch genannt wird, der zur Kirche daselbst das Mesnerhaus widmete. Die Bezeichnung Bürger stand aber bekanntlich nur den Bewohnern von Märkten und Städten zu. Im Jahre 1375 wird Weyer in einem Kaufbrief erstmals ein Markt genannt (Urkunde 1, Marktarchiv Weyer). In diesem Zusammenhang scheint Petrein der Ecker als erster Marktrichter von Weyer auf. Somit ist es eine irrige Auffassung, die auf eine zu wenig gründliche Quellenarbeit einerseits und falsche Überlieferung anderseits beruht, wenn man die Markterhebung auf das Jahr 1392 verlegt, worüber keine Unterlagen vorliegen. Somit fand 1892 und 1942 die 500- bzw. 550-Jahresfeier der Markterhebung Weyers zu einem unrichtigen Zeitpunkt statt und ich würde der Gemeindevertretung vorschlagen, die 600-Jahresfeier in Ermanglung einer vorhandenen Markt-Erhebungs-Urkunde (beim T*brand von Weyer 1532 wurden fast sämtliche Urkunden und Privilege vernichtet) auf das Jahr 1960 zu verlegen.


Brief vom 26. April 1836
Von der Justiz-Verwaltung Urbaramt Weÿer
An Den Löblichen Magistrat der k.k: Haupt- und Residenzstadt Wien.

Die ersten Habsburger Herzöge statteten auch viele Klöster mit besonderen Vorrechten aus. So erhielt im Jahre 1331 das Kloster Garsten von Herzog Otto d. Fröhlichen (gest. 1339) die Blutgerichtsbarkeit, über die Güter um Gaflenz, die mit dem späteren Urbaramt Gaflenz-Weyer identisch sind. Der Urbaramtmann hatte als garstnerisches Verwaltungsorgan und Gerichtsherr forthin in Weyer seinen Sitz und nahm meist auch die Stelle eines Marktrichters ein. Den Marktrichter haben die Bürger von Weyer gewählt und meistens, aber nicht immer, hat der Abt v. Garsten, der die Wahl bestätigen musste, ihn auch zum Urbaramtmann bestimmt. Mit der Bestellung zum Urbaramtmann waren bedeutende Naturalbezüge, sowie das Jagd- und Fischrecht verbunden. Weyer konnte sich bald mit Gaflenz messen. Einen besonderen Aufschwung nahm Weyer, als Abt Erhard I. (1353–65) von seinem Landesfürsten, Herzog Albrecht II., dem Weisen, (gest. 1358) die ersten Marktrechte erwirkte. Unter diesem tüchtigen Herzog werden im Lande ob der Enns die ersten Goldgulden, Florin (v. Florenz!) genannt, bezeugt. Dies nehme ich zum Anlass, auf die Münzeinheiten des Mittelalters hinzuweisen:

Bevor der Name Florentiner (fl.) üblich war, sagte man zum Gulden Pfundpfenning (). 1 fl. = 8S (Schilling) = 240, ₰ (Pfenning), da 1S oder solidus 30 ₰ oder denarius hatte. 4 Pfennige waren 1 Kreuzer (kr. od kr), sodass 1 fl. (Gulden) 60 kr hatte und nicht, wie später im 19. Jhdt. 100 kr.

Leider wurde durch die baldige Teilung des habsburgischen Besitzes in eine Albertinische und Leopoldinische Linie die Aufwärtsentwicklung gehemmt.

Obwohl Herzog Albrecht III. gegen mehrfache Widerstände zu kämpfen hatte, z.B. im Bruderzwist mit Leopold III., im Land ob der Enns mit den reichsunmittelbaren Schaumburgern, im Raum Steyr gegen die Irrlehre der Waldenser, so wandte er trotzdem besonders den Städten und Märkten seine Aufmerksamkeit zu. Er trat für ein geordnetes Rechtswesen ein und schuf das Landtaiding als zuständiges Gericht über herzogliche Untertanen, sowie das Zehentgericht als Rechtsorgan über das gesamte Zehentwesen im Lande. Da die Bürger von Weyer das Steyrer Stapelrecht häufig hintergingen, kam es zu einem Streit, den Herzog Albrecht III. (gest. 1395) dahingehend entschied, dass er die Anordnung seines Vorfahrens Albrecht I. bezüglich des Verkaufes und Feilbietens von Eisen bestätigte. Über den Weg, auf dem das Eisen herausgeführt werden sollte, war 1373 entschieden worden, dass es bei dem alten Herkommen zu bleiben habe, demnach dasselbe nach Reiffling geführt und daselbst auf die Enns gebracht werden solle, um von dort in den Kasten oder wo immer anders hin im Lande des Herzogs verführt zu werden (Rolleder). Zu den Flößen sollte der Abt v. Admont gegen billige Bezahlung das Holz hergeben.

Diesem Eisenhandelsvertrag bestätigte 1406 auch Herzog Wilhelm und später Kaiser Friedrich III. Herzog Albrecht III. bestätige dem Markt Weyer 1390 die Markt- bzw. Handelsvorrechte, in welchen auch der „Erchtägliche Wochenmarkt“ genannt wird. Der „Erchtägliche Wochenmarkt“ begann also an einem Dienstag, indem am Marktkapellenturm das Marktfähnchen ausgesteckt wurde. Vorher durfte kein Handel stattfinden. Der aufmerksame Wanderer findet heute noch als Erinnerung an den alten Weyrer Wochenmarkt am Sockel der Marktkapelle 2 eiserne Maßbänder, worauf zu lesen ist: „Das ist die Holtzklaffter“ und „Das ist die Durchellen“. Dieses Wochenmarktprivileg bestätigten später Herzog Wilhelm (1404–06) und sein Vetter Albrecht V. vor seiner Erwählung zum röm. König. Herzog Wilhelm v. der Leopoldinischen Linie war der Mitregent des Herzogs Albrecht IV. (1395–1404).

Beide finden in der Weyrer-Chronik Erwähnung. Herzog Wilhelm bestätigte den Weyrern das Recht, den Zehent von den Wiesen, die in Äcker verwandelt worden, einzuheben; Herzog Albrecht IV. belehnte 1396 Peter dem Chinast von Weyer mit einer Schrottschmiede an den Vorsten.

Im Jahre 1402 ließ Herzog Albrecht IV. den Bürgern von Steyr und Weyer abermals seinen Schutz angedeihen, als der Abt v. Admont diese in der Beförderung von Holz und Eisen hinderte und belästigte.

Weyers Aufwärtsentwicklung schritt fort, das Wirtschaftsleben im „goldenen Märktl“ blühte. Durch den beachtlichen Wohlstand waren die Weyrer Bürger so freigebig veranlagt, dass sie in den 40-er Jahren des 15. Jhdts. die alte Kirche durch einen gotischen Neubau erweitern ließen, den 1443 der Weihbischof Joh. IV. von Passau samt dem neuangelegten Friedhof einweihte. Noch war Weyer eine Filialkirche von Gaflenz, denn es heißt in der Urkunde: eclesiam filialem in piscina. Auch der Nachfolger, Herzog Albrecht V. förderte den Wohlstand Weyers, indem er am Dürrnbach die Errichtung von Schrottschmieden genehmigte.

Herzog Albrecht V. war jener Landesfürst, der zum ersten Mal die Alpen-, Sudeten- und Karpatenländer in einer Hand vereinigte und so den Grund zur späteren Donaumonarchie legte; er trug als Albrecht II. die deutsche Kaiserkrone. Für die Zeit seiner Abwesenheit außer Landes setzte er 1438 erstmals einen Statthalter ein. Diese Maßnahme war notwendig, weil die Hussiten ständig das Land bedrohten. Man fasste daher 1425 den Entschluss, das Land in 3 Viertel einzuteilen und an die Spitze jedes Viertels einen Hauptmann zu stellen. Als mit dem Sohne Albrecht II., Ladislaus Postumus, 1457 die albertinische Linie erlosch, bestand das Land ob der Enns und das Land zwischen Enns und Ybbs noch als Verwaltungsganzes und hieß das obere Österreich. Dies änderte sich, als zwischen Kaiser Friedrich III. und seinem Bruder Albrecht VI. ein Streit um das österreichische Erbe entbrannte und „Österreich ob der Enns“ unter Herzog Albrecht VI. 1458 zum ersten Mal ein eigenes Land mit eigener Erbhuldigung und eigenem Landtag wurde

Dadurch verlor das Land ob der Enns den Zusammenhang mit der Grafschaft zwischen Enns und Ybbs und auch die Sonderrechte des Stammesherzogtums. Weyer fiel durch diese Grenzregelung zu Österreich unter der Enns, zu N.Ö.. Nun trat eine Unterbrechung in der Aufwärtsentwicklung des goldenen Märktls ein. In dem Streit um das österreichische Erbe, in dem nebst Albrecht VI. auch der Böhmenkönig Georg Podiebrad und der Ungarkönig Mathias Corvinus gegen Kaiser Friedrich III. verwickelt waren, drohten die Ungarn 1485 den Markt Weyer zu besetzen. Dank der kaiserlichen Hilfe durch die Pfleger zu Aggstein und Steyr gelang es, das Übel abzuwenden. 1489 wollten die Ungarn abermals nach Weyer, insbesondere aber in den Besitz des Kastens an der Enns gelangen, um so den regen Eisenhandel an dieser wichtigen Stelle zu unterbinden (Umladeplatz!). Deshalb wurde beim Kasten eine Schanze errichtet und den Feinden der Einfall verwehrt.

Die unruhigen Zeiten brachten es auch mit sich, dass die Steuereinnehmer oft nicht die Grenzen ihres Bereiches einhielten und dort nahmen, wo sie etwas zu bekommen hofften. Somit kam es vor, dass die Bürger von Weyer nicht nur von den Steuereinnehmern aus N.Ö. beglückt wurden, sondern durch die Zugehörigkeit des Besitzes zu Garsten auch nach Linz ihre Abgaben entrichten mussten. Diesen Übelstand. versuchte Kaiser Friedrich III. dadurch zu beseitigen, dass er im Jahre 1492 an die Stände im Lande unter der Enns ein Dekret herausgab, wodurch den Steuereinnehmern von N.Ö. jede Belästigung der Weyrer scharf untersagt wurde. Kaiser Maximilian I. bestätigte 1493 diesen Entscheid. Fast zu gleicher Zeit erhielt Abt Leonhard v. Garsten das Privilegium, dass „beide Märkte (Weyer und Gaflenz) als zum Lande ob der der Enns gehörig betrachtet werden sollen“ (Pritz S. 120). Seit dieser Zeit gehören Gaflenz und Weyer für alle folgenden Jahrhunderte zu Oberösterreich (1492). Um diese Zeit bestand in Weyer auch schon eine Schule, was aus einem Stiftsbrief zur Pfarrkirche in Weyer aus dem Jahre 1479 hervorgeht.

Es handelt sich in diesem Fall um einen Marktschulmeister, neben dem ein eigener Mesner bestand. In unruhigen Zeiten wurde der Schulbetrieb eingestellt. Manche Adelige benützten nämlich die Kriegswirren, um die Untergebenen zu bedrücken oder Raubzüge zu unternehmen. So musste Weyer unter Androhung des Brandes dem Ritter Jörg von Stein, dem die Stadt Steyr verpfändet war, unter Hinterlegung einer nicht genannten Summe huldigen. Erst der Sohn Friedr. III., Max I. (1493–1519) stellte Recht und Ordnung wieder her. Eine neue Zeit, die Neuzeit bricht an.

IV. Die Auswirkung der Reformation und Gegenreformation in Weyer

Die Lehre Luthers fand verhältnismäßig bald in Österreich Eingang. Der Nährboden war günstig, denn sowohl Adelige als auch Bauern erhofften sich Vorteile. Die Adligen begehrten das Vermögen zahlreicher frommer Stiftungen und. die Bauern meinten, die grundherrlichen Lasten und. Abgaben durch den Übertritt zum Luthertum abschütteln zu können. Für Kaiser und Reich begann eine unheilvolle Zeit. Kaiser Karl V. (1519–1556) verzichtete angesichts dieser großen Sorgen und Aufgaben zu Gunsten seines Bruders Ferdinand I. (1556-1564) auf den Mitbesitz der österreichischen Gebiete und beschränkte sich auf die spanischen Besitzungen. Die Habsburger standen bis auf Max. II. alle treu auf der Seite der kath. Kirche und setzten der lutherischen Lehre bedeutsamen Widerstand entgegen. Durch die Einleitung der Gegenreformation erwirkten sie später die Rückführung großer Volksteile zum kath. Glauben.

Kurz bevor die protestantische Lehre ins Enns- und Gaflenztal Verbreitung fand, traten die Wiedertäufer auf. Diese Sekte hielt in einem Nebenstöckl bei der Taverne am Moos (= an der Straße Weyer — Klein Reifling) ihre Zusammenkünfte ab.

Als die neue Lehre in bezug auf die Behebung der Bauernnot ebenfalls keine Fortschritte zeitigte, glaubten diese, mit Gewalt ihr Recht erwirken zu können. Es folgt die Zeit der Bauernkriege. Im 1. O.Ö. Bauernkrieg 1525 schlossen sich die Garstner Untertanen wegen der schweren Bürden und Lasten zusammen, zogen lärmend vor das Kloster und verwüsteten die Umgebuung desselben. Dann zogen etwa 1.200 Aufständische zu den garstnerischen Besitzungen in Losenstein, Weyer und Gaflenz und setzten dabei ihre Plünderungen fort. Kath. Geistliche die sich den protestant. Predianten (Predigern) entgegenstellten, waren ihres Lebens nicht mehr sicher. Als Ferdinand I. die Stände zwecks Milderung der Bauernnot nach Linz und Steyr einberief, verwehrten die zusammengerotteten Bauern. den Deputierten aus Steiermark am 29. Juli 1525 die Weiterreise und trieben sie mit bewehrter Hand vom Kasten bis in die feste Burg Gallenstein (St. Gallen/Stmk.) zurück.

Im Laufe des 16. Jhdts. war ganz Weyer protestantisch geworden. In Steyr waren zeitweise nur noch ein gutes Dutzend Katholiken. Im Kloster Garsten war ein innerer katholischer und ein äußerer protestantischer Konvent. Der Pfarrer von Gaflenz, Anton Prunddorfer, nahm den lutherischen Glauben an. hat geheiratet und wurde 1559 zum Abt von Garsten gewählt. Ebenso war der damalige Lateinschulmeister Balthasar Staindl in Weyer ein eifriger Anhänger der neuen Lehre.

Rudolf II. (1576-1612) wandte sich an Ignatius v. Loyola um Ordensmitglieder und leitete mit Hilfe der Jesuiten erfolgreich die Gegenreformation ein.

Auf Grund des Augsburger Religionfriedens erließen die katholischen Habsburger den Befehl, dass in ihren Ländern nur die katholische Religion ausgeübt werden dürfe. Dieser Befehl wurde unterschiedlich streng durchgeführt. Als man den Weyrern ihren Prediger oder Prädicanten, einen abtrünnigen Mönch, wegnahm und einsperrte, wollten die Bürger dessen Freilassung mit Gewalt erzwingen und drohten dem Markt mit Verwüstung. 1598 bestimmte ein kaiserliches Patent, dass die protestantischen Prediger an allen Orten, an denen sie nicht gesetzlich geduldet seien, entfernt werden müssten und dass der Landeshauptmann die Gegenreformation in allen Vierteln des Landes vorzunehmen habe. Dieser zog dann, von Truppen begleitet, im Lande umher und gab die einzelnen Pfarrkirchen den rechtmäßigen Schutzherren zurück, die dann für die Wiedereinsetzung kath. Priester sorgen mussten. Alle Mitglieder einer Pfarrgemeinde mussten sich verpflichten, ihrem neuen Pfarrer zu gehorchen, keine Orte zu besuchen an denen unkatholischer Gottesdienst gefeiert wird und mussten die an den letzten Unruhen beteiligten protestantischen Prediger abgeben und die der Kirche entrissenen Güter wieder zurückstellen.

Die weltlichen Stände des Landes leisteten der Durchführung des Dekretes heftigen Widerstand, sodass es bei der Einsetzung kath. Pfarrer an manchen Orten zu gewalttätigen Konflikten kam.

Der damalige protestantische Pfarrer von Gaflenz, Peter Prenner, kam ebenfalls der Aufforderung des Abtes von Garsten nicht nach und blieb auf seiner Pfarre bis zu seinem Tode. Sein Lebenswandel trug wesentlich dazu bei, dass in Weyer die Gegenreformation erfolgreich zum Einsatz kam. Peter Prenner war nämlich ein übler Säufer, der samt seinem Weyrer Gesellpriester als Jahrmarktraufer in Waidhofen hinter Schloss und Riegel gesetzt worden war und erst nach Ablegung eines Gelöbnisses über Fürsprache einer Abordnung geachteter Weyrer Bürger wieder freigelassen wurde. Er war dreimal verheiratet und man munkelte viel über den plötzlichen Tod seines zweiten Eheweibes.

Unter dem Drucke der Gegenreformation konnte der Garstner Abt Martin nach Brenners Tod mitten unter lauter Protestanten den kath. Pfarrer Martin Preitengasser einsetzen und dem protestantischen Gesellpriester in Weyer die Abhaltung von Gottesdiensten verwehren.

Besonders streng wurde die Gegenreformation unter Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) durchgeführt. Das Land ob der Enns litt noch dazu unter der bayerischen Fremdherrschaft. Max. von Bayern erhielt nämlich 1620 O.Ö. für 8 Jahre wegen treuer Waffenhilfe als Pfand. Graf Herberstorf, ein strenger, katholischer Edelmann, wurde bayerischer Statthalter. Das Volk seufzte unter den drückenden Lasten, die ihm Herberstorf auferlegte. Nun erschien 1625 das Generalreformationspatent, das die protestantischen Prediger und Lehrer neuerdings und für immer des Landes verwies und die Bewohner des Landes zum Besuch des katholischen Gottesdienstes verpflichtete. Allen denen, die sich nicht entschließen konnten, bis Ostern 1626 dem neuen Glauben abzuschwören, wurde die Auswanderung gestattet. Solche mussten aber 20 % ihres Vermögens als Abfahrtsgeld. zurücklassen und durften ihre unmündigen Kinder nicht mitnehmen, denn diese wurden katholisch erzogen. Diese Art der Gegenreformation war hauptsächlich die Ursache des großen oder Österreichischen Bauernkrieges 1626. Unter den Bauern galt der Ruf Stefan Fadingers: Es muass seyn! Die Not bewehrte die Bauernfaust!

Am Beginn des Bauernkrieges mehrten sich sprunghaft die Erfolge der Aufständischen. In unserem Bezirk wurde Steyr erobert und Garsten geplündert. Am 3. Juni erging an die Bauern von Ternberg, Losenstein und Weyer der Aufruf, zu Fadinger zu stoßen. Die Weyerer schickten Abgesandte, dass sie nicht kommen und wurden gegen Hinterlegung von 12 Talern vom Auszug schriftlich entbunden. In den folgenden Wochen durchzogen Scharen Aufständischer den Markt, verkündeten das Aufgebot, schonten auf Befehl Fadingers das Eisenwesen und plünderten den Pfarrhof von Weyer & Gaflenz. An der Frenz und bei Oberland unterhielten Bürger und Bauern eine Grenzwache. In wenigen Wochen änderte sich das Bild wesentlich. Kaiserliche und bayerische Truppen rückten ran und besiegten in blutigen Kämpfen die Bauern. Die Folge der Niederlage war schwer: Tod, Kerker und noch mehr Druck! In Jahre 1626 haben viele Steyrer Untertanen im Ennstal ihre Abgaben nicht geleistet, denn viele Bauern waren tot, zahlreiche Höfe geplündert und manche wollten nicht abliefern. Um die unbotmäßigen Untertanen mürbe zu machen, quartierte der bayerische General von Pappenheim seine Soldaten bei den Ennstalbauern ein. Da es den Soldaten bei diesen zu unbequem war, erhofften sie in Weyer, das gar nicht strafweise belegt werden sollte, besseres Quartier und reichere Beute. So erschienen sie am 29. Dez. 1626 mit 340 Mann. Obwohl eine Kommission dem Markte die Salve Quardia ausstellte, d.h. das Privileg, keine Einqaurtierung zu bekommen, kümmerten sich die Bayern nicht darum und blieben 12 Tage lang hier. Der Schaden, der durch das Wüten der landfremden Landsknechte entstand, wird mit 7.000 fl. angegeben. Das ist eine entsetzlich hohe Summe, wenn man vergleicht, dass z.B. die Gesamtrenovierung der Kirche 1617, bei der drei Maler vom Frühjahr bis in den Herbst hinein arbeiteten, 209 fl. kostete, der Pfarrer um diese Zeit etwas über 6 ½ fl. jährlich erhielt, während der Schulmeister innerhalb derselben Zeit nur 2 ½ fl. bekam, und wenn man weiter liest, dass ein Paar Schuh um 8 Pfennig zu haben waren. Das bedeutet, dass man um die Schadensumme etwa 466 Stück Vieh oder gar 21000 Paar Schuhe bekommen hätte.

Es darf einem nicht wundern, dass Anfang 1627 neuerdings ein Aufruhr gegen die Bedrücker aufflammte. In Losenstein wurde der verhasste Zöllner getötet und in die Enns geworfen und allen Katholischen drohte man mit demselben Schicksal. Klugerweise wurden die Soldaten zurückgezogen und es kam zu keinen Ausschreitungen mehr.

Erst ein halbes Jahr später, als schon vollkommene Ruhe war, verhaftete man 30 Bauern in Losenstein und Weyer und. brachte sie als Rädelsführer nach Steyr. 3 wurden gehenkt, 11 zu Zwangsarbeit verurteilt und die übrigen freigesprochen. Weyer war rasch ärmer geworden. Mit dem Eisenwesen ging es abwärts, viele Hammerherrn zogen fort, meist nach Regensburg oder Nürnberg, andere nach Ungarn. Manche ließen sich jahrelang einsperren, bevor sie den neuen Glauben ablegten. Im Jahre 1630 standen im Markte 13 Häuser leer. Viele waren insgeheim Protestanten geblieben und nahmen nur nach außenhin den katholischen Glauben an, wie die Weyrer Totenmatrik berichtet. Am Totenbett gestanden sie die Wahrheit und wurden ohne Geläute in einem Armensünderwinkel außerhalb des Friedhofes beerdigt.
Langsam gewann man aber doch wieder den alten Väterglauben lieb. Die Zahl der Rückgeführten wuchs ständig. Die Gegenreformation hat gesiegt. Besonders die Erhebung Weyers zur selbständigen Pfarre im Jahre 1643 trug wesentlich zur Stärkung des katholischen Glaubens bei. Die Pfarrherrn von Weyer waren bis zum Jahre 1814 Garstner Benediktiner, dann erst folgten Weltgeistliche.

Heute wird die Zahl der ansässigen Protestanten auf kaum drei Dutzend Familien geschätzt; und wie einst Jahrhunderte hindurch Weyer eine Filialkirche von Gaflenz war, so ist heute Klein Reifling eine Expositur von Weyer.

So ändern sich die Zeiten, so ist der Zeiten Lauf!

VI. Zwischen Krieg und Frieden

Als nach dem Brand von Weyer 1532 das Grauen und die Not aus den Häusern lugte, war es hauptsächlich dem Wohlwollen des Herrscherhauses und der Tüchtigkeit der Weyrer Hammerherrn zuzuschreiben, dass sich der Markt verhältnismäßig bald zu neuer Blüte und beachtlichem Wohlstand entwickelte. Da 1532 fast alle Urkunden und Privilegien verbrannten, bestätigte Ferdinand I. 1533 dem Markte die Privilegien des Eisenhandels und erneuerte am 4. Okt. 1535 das Recht des Erchtäglichen Wochenmarktes. Ebenso erfolgte eine Neuzusammenstellung des Taidingbüchls nach dem besten Wissen und Gewissen der ältesten Bauern und Bürger. Mächtige Bauten erstanden und die Weyrer Bürger und Hammermeister wurden wieder reich, sodass die Bezeichnung das „Goldlene Märktl“ aufs neue zurecht bestand. Man trachtete möglichst viele Freiheiten zu erreichen, was umso leichter gelang, als die habsburgischen Kaiser als Herzoge von Österreich auf ihr landesfürstliches Kammergut, das Eisen, besonderen Wert legten und die Entwicklung des Eisenwesens daher weitestgehend förderten. Weyer hatte bis zum Jahr 1564 kein eigenes Marktwappen. Man verwendete bei der Fertigung der verschiedenen Urkunden und Verträge entweder das Siegel des jeweiligen Marktrichters oder das Amtssiegel des Gastner Officiums.

Mit Umgehung des Abtes von Garsten erreichten die Weyrer auf besonderes Betreiben des mächtigen Hammerherrn Sebastian Händl am 2. Mai 1564 die Verleihung des Marktwappens durch Kaiser Ferdinand I.
Das Wappen besteht aus einem oberen und unteren Teil. Der obere Teil ist dreifach unterteilt:

Im linken Drittel finden wir den steirischen Panther im grünen Feld. Dies erinnert an die Zeit, als Weyer unter den steirischen Ottokaren zur oberen Karantanischen Mark gehörte; in der Mitte kommt der babenbergische Bindeschild zur Darstellung, was besagt, dass nach dem Aussterben der steirischen Ottokare 1192 die Babenberger die Erben unsres Heimatbodens wurden, das dritte rechte Feld zeigt die zunehmende Mondsichel mit einem sechseckigen Stern, gelb auf blauem Grund; dies ist das Garstner Konventswappen, womit gesagt werden soll, dass Weyer besitzmäßig dem Kloster Garsten untertan war.

Der untere Teil stellt die Gründungssage von Weyer dar:
einen schilfumrahmten Fischteich (in piscinam) oder Weiher mit drei in gleicher Richtung schwimmenden Fischen, eine grünende Linde und einen Biber in seiner natürlichen Gestalt, mit rückwärts gekehrtem Kopf und ausgelegter roter Zunge.

Durch die Tätigkeit der Biber soll ja einst der Damm zwischen dem See und der Enns so stark untergraben worden sein, dass er schließlich dem Wasserdruck nicht mehr standhielt und durchbrach. Die Wassermassen wälzten sich in die Enns und an der Stelle des Weihers entstand ein Ort gleichen Namens.

An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass in an und für sich sehr wertvollen Heimatkundebüchern, wie z.B. im Rolleder S. 515 und am Titelblatt des Büchleins „Der Markt Weyer und sein Archiv“ von G. Grüll, das Wappen von Weyer insofern nicht richtig gezeichnet ist, weil weder die sieben aufsteigenden Reiher, noch die grünen Berge im Original auferscheinen. Außerdem ist der Biber ein Nagetier und packt keine Fische an, wie es im Wappenbild des Rolleder zu sehen ist, sondern nährt sich von Baumrinde und Blättern. Was heute Hauptschülern als unrichtig auffällt, das hat einst… Seine Majestät nicht gemerkt. Die Verwechslung von Otter und Biber hat man eben in damaliger Zeit noch nicht krummgenommen, sonst würde der plumpe Biber den Kopf nicht nach rückwärts drehen und, was gänzlich falsch ist, er würde ohne ausgelegte rote Zunge dargestellt sein. Somit ist der „Biber in seiner natürlichen Gestalt“ doch ein ziemlich unnatürliches Tier geworden.

Selbst von den einfachen russischen Soldaten dürfte während der Besatzungszeit im Sommer 1945 der Fisch im Maule des Bibers am Marktbrunnen als unrichtig erkannt worden sein, weshalb sie ihn aus seiner jahrhundertlangen verzwickten „Stellung befreiten“. Aus welch anderem Grund hätten sie denn diesen leicht vergoldeten, im Sonnenlicht glänzenden Fisch entfernt? Kuriositäten hat es eben jederzeit gegeben und sie würzen die nüchterne Wirklichkeit mit einer Prise Humor oder erquickender Heiterkeit.

Kehren wir wieder ins 16. Jhdt. zurück. Indem der Nachfolger Kaiser Ferdinands unserem Markte wohlgewogen klar, nahm der wirtschaftliche Aufschwung Weyers seinen Fortgang. Max II. bestätigte 1565 die Weyrer Privilegien und. Freiheiten und erneuerte 1568 das Recht der Weyrer, den „Erchträglichen Wochenmarkt“ abhalten zu dürfen.

In einem Streit mit den Waidhofnern entschied der Kaiser zu Gunsten unseres Marktes und genehmigte 1574 den Gebrauch des Waidhofner Getreidemaßes, das auf der Stufe des unteren Marktbrunnens aufgestellt wurde. Ebenso bestätigten 1629 Ferdinand II., 1661 Kaiser Leopold I., 1709 Josef I. und 1713 Kaiser Karl VI. die Privilegien. Kaiser Josef I. erteilte außrdem 1706 die Erlaubnis, Eisen nach Steyr und Waidhofen auszuführen und es dort zu verhandeln. Durch das aufblühende Eisenwesen war Weyer wieder ein Ort des Wohlstandes und Reichtums geworden, sodass das Sprüchlein üblich war, dass die Putschendl (= kleine Silbermünzen) alle rot, d.h. zu Dukaten geworden sind.


Brief vom 31. Dez. 1830
Stempel WEYER
Durchl. Hammerverwaltung Weyer,
An
Die Löbliche k.=k.= Verschleiß
Oberfactorie
Steÿer

Wie kam es aber zu einem so beachtlichen Wohlstand? Die folgende Betrachtung über das Eisenwesen möge darüber Aufklärung geben.

Seit altersgrauer Zeit führen alle Lebensfäden des österreichischen Eisenwesens zu einem Zentrum, zum steirischen Erzberg. Innerberg (heute Eisenerz) und Vordernberg sind die beiden Herzkammern, von denen Stahl und Eisen hinausfließt in alle Lande. Für das Ennstal und seine vielen kleinen Seitentäler war Jinnerberg der Ausgangspunkt des Eisenwesens.

Die alte Eisenordnung für den steirischen Erzberg unterschied drei Glieder, die sich mit der Gewinnung des Erzes, Verarbeitung des Eisens und dem Eisenhandel befassten:

  • die Radmeister am Erzberg,
  • die Hammermeister, später Hammergewerke genannt, in den Alpentälern und
  • die Verleger oder Eisenhändler in den Eisenstädten.

Die Radmeister, welche den Abbau und die Verhüttung der Erze besorgten, saßen in Eisenerz, dem alten Innerberg und in Vordernberg.

Sie haben ihren Namen von den Radgewerken. An Stelle der kleinen Renn- oder Windöfen kamen nämlich im 14. Jhdt. die großen Stücköfen, deren Gebläse nicht mehr mit der Hand, sondern nur mehr mit Hilfe eines Wasserrades betrieben werden konnte, so gab die neuartige Antriebskraft den Schmelzöfen den Namen Radgewerke und die Besitzer nannten sich Radmeister. Den Hammerherrn oblag die weitere Verarbeitung des Raheisens (= Roheisen) zu geschlagenem Stahl und Eisen. Solange der Waldreichtum der Gegend um den Erzberg genügte, den steigenden Bedarf an Holzkohle für die Rennöfen zu decken, blieb die Erzeugung des Schmiedeeisens und Stahles auf die unmittelbare Umgebung des Erzberges beschränkt. Dies änderte sich aber mit dem Zeitpunkt, als die Zufuhr des Holzes zu stocken begann und im 14. Jhdt. die größeren Stücköfen die alten Rennöfen verdrängten. Da begannen die Hammermeister ihre Hämmer in den zahlreichen Alpentälern zu errichten. Um diese Zeit (Mitte 13. bis Anfang 14. Jhdt.) wird auch das erste Pochen der Hämmer von Weyer den Talgrund weithin hörbar erfüllt haben.

Dem Fleiß, der Geschäftstüchtigkeit und Organisationskraft der folgenden Hammerherrngeschlechter ist die rasche Aufwärtsentwicklung und der materielle Wohlstand des Marktes zuzuschreiben, ihre Gestaltungskraft schuf das schmucke Marktbild, ihre geistige, Wendigkeit und ihr gefestigter Charakter führte viele hinauf auf dem Platz eines Marktrichters oder Urbaramtmanns. Trotz verschiedenster Ämter blieben sie vor allem Hammermeister.


Brief vom 3. Februar 1844, Stempel Weyer, K.k. Hammerverwaltung Weyer

Die bekanntesten Einrichtungen, die der Verarbeitung des Roheisens dienten, waren:

  1. die Schrottschmieden oder Deutschhämmer,
  2. die wälschen Hämmer,
  3. die Zainhämmer.

In den Schrottschmieden erfolgte die Verarbeitung der ganzen Eisenklumpen, die bei der Ausschmelzung gewonnen wurden und die man Maßl nannte; in den wälschen Hämmern erfolgte die Scheidung von Stahl und. Eisen und in den Zainhämmern wurden feinere Eisensorten hergestellt. Zainen heißt, das Eisen zu Stangen schmieden.

Die Eisenmenge, die vom Radwerk innerhalb eines Jahres an das Hammerwerk geliefert werden musste, nannte man das Wochenwerk. Es entsprach nämlich der Wochenproduktion eines Rennofens und bildete die Grundlage für den Abschluss von Lieferungsverträgen. Gewichtsmäßig schwankte das Wochenwerk zwischen 30 und 40 Zentner.

Um 1583 bestanden 49 innerbergische Hammerwerke, davon 24 im Erzherzogtum Österreich ob der Enns und von diesen lagen sieben am Gaflenzbach.

Mit der Entstehung der größeren Radwerke, die in der Woche 3-4 Wochenwerke erzeugten, stieg auch die Zuteilung an die Hammermeister, was zu einem weiteren Aufstieg und Wohlstand beitrug. Weyrer Stahl war anno dazumal in allen deutschen Landen sehr geschätzt und wurde sogar auch nach Italien und England ausgeführt.

Die Verleger oder Eisenhändler waren die Hauptgewinner an dem ganzen Gewerbe, denn ihnen oblag der Vertrieb der fertigen Eisenwaren. Die privilegierten Verlagsorte waren Steyr und Leoben. Von hier aus erfolgte die Weiterverteilung an die verschiedenen Zweige der Eisenindustrie, wie Nagel-, Klingen-, Messer-, Sensen-, Ringel-, Hacken- und Hufschmiede. Rad- und Hammermeister, sowie Verleger waren völlig selbständige Unternehmer, wenn sie auch durch ein im Laufe der Jhdte. kunstvoll ausgebildetes Vertragssystem miteinander verbunden waren.

Dieser Zustand wurde 1583 durch die Errichtung einer Eisenhandlung-Compagnie in Steyr und 1625 durch die Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft grundlegend geändert. Die Innerberger Gewerken waren ab nun nicht mehr freie Herren ihres Besitzes, er wurde Eigentum der neu gegründeten Gewerkschaft und kam unter behördliche Vormundschaft. Die Folgen waren ungünstig. Die ganze Innerberger Erzeugung lag schließlich in der Hand der Steyrer Eisenhändler, die viele Werke ankauften und schließlich den ganzen Innerberger Eisenhandel beherrschten.

Auch für die Hammerherrn war die Blütezeit vorbei. Dazu traten noch die unheilvollen Auswirkungen der Gegenreformation, die Kriegswirren des 30-jährigen Krieges, Pest und. Überschwemmungskatastrophon.

Stetig ging es mit unsern Weyrern Hammergewerken abwärts. Zwischen 1820 und 1830 trachtete man zwar die Weyrer Hämmer erneut instand zu setzen, aber die Zeit war vorbei. Als sich im 19. Jhdt. durch das Thomasverfahren die bislang übliche Gewinnungsart des Stahles änderte und an Stelle des alten Stückofens der Hochofen trat, als die Hammerwerke den modernen Walzwerken weichen mussten und die Maschine das Handwerk zu verdrängen begann, da verstummte allmählich das Dröhnen der schweren Eisenhämmer, da sanken die Schlote in Trümmer. 1881 übernahm die Alpine-Montangesellschaft den ganzen Innerberger Besitz, behielt aber nur den Erzberg, während der entlegene Grund- und Waldbesitz veräußert wurde. Bei uns in Weyer ging der Besitz größtenteils an den k.k. Religionsfond von O.Ö. und an den Großindustriellen Anton Dreher über. Die Eisenindustrie wurde von der holzverarbeitenden Industrie abgelöst. Die Hämmer verschwanden zum Teil ganz, zum Teil wurden sie zu industriellen Unternehmungen umgebaut, wie z.B. der ehemalige Getreide- und Materialienkasten der Hauptgewerkschaft, der 1889 in die berühmte Möbelfabrik Schöntaler umgewandelt wurde, deren Erzeugnisse bis nach England, Russland und den Balkanländern geliefert wurden. Aus der Nagelschmiede am Hof entwickelte sich die Spezialfabrik für Sägen der derzeit Fa. Eduard Urban. Manche Hämmer wurden zu Wohnbauten, andere wie z.B. die am Inselbach zu Hausmühlen ausgebaut.


Fa. Schönthaler

Nachdem bereits um 1870 die Mehrzahl der Weyrer Hammerwerke ihren Betrieb stillgelegt hatten, folgte im Jahre 1901 die Auflassung des letzten Hammers in Klein Reifling.

Heute ist auch die letzte Essenruine vom Mandlhammer in der Steyrerstraße abgetragen und selbst die Namen drohen vergessen zu werden, wenn nicht die Schule und andere berufene Stellen die Erinnerung an Weyers stolze Vergangenheit wachhalten würde.

Am Schluss der Betrachtung über das Eisenwesen sollen jene bekannten Hammergeschlechter Weyers Erwähnung finden, an die noch sichtbare Hinweise erinnern oder die über den engeren Heimatkreis hinaus Bedeutung errangen.

Die Asnpaum (Asmpawn, Asmpaumb, Asnpaun) waren ein sehr begütertes Hammerherrngeschlecht, das im Jahre 1499 erstmals in Weyer auferscheint. Ihr Wappen finden wir außer auf der Gruftplatte an der Pfarrkirchmauer auch am Südportal des St. Sebalduskirchleins am Heiligenstein. Hans der Ältere Asnpaum war Urbaramtmann und Richter in Weyer (1499-1500). Als hilfsbereiter Schirmherr der Armen stiftete er eigene Güter zum Bürgerspital, das 1503 urkundlich erstmals erwähnt wird.

Die Egerer besaßen im 16. Jhdt. Hämmer am Gaflenzbach und waren Eisenhändler in Steyr. Ein Wolf Egerer baute nach dem Brand von Weyer um 1500 das Marktschlössl wieder auf. Das Epitaphiem des Lorenz Egerer (gest. 1580) befindet sich rechts vom Turmeingang an der Pfarrkirche. Lorenz Egerer, 1553 Marktrichter in Weyer, ist der Begründer des Marktarchivs von Weyer.

Die Händl sind ein seit 1460 nachweisbares Hammerherrngeschlecht, dessen Stammhaus die heutige Kunstmühle Huber ist. An der Hauptfront des Hauses ist das Wappen der Händl und der mit ihnen verschwägerten Familie Ochs von Sonnau sichtbar. Sie besaßen mehrere Hämmer in Unter-Reifling (= Klein Reifling) und am Gaflenzbach, darunter die Zwiehämmer (Steyrer Straße 18 = Nebenhaus von Binder Brandecker). An sie erinnert ein Marmorreliefmarterl am Balgsetzerhaus (Hans H. gest. 1460) und eine Gruftplatte an der Pfarrkirche (Sebastian H. gest. 1493). Aus diesem Geschlecht stammt Joachim Händl, Steyrs letzter protestantischer Bürgermeister (1618–25).

Die Kernstock waren unter den Steyrer Verlagshäusern so ziemlich die ersten, die sich in den Besitz von Hammerwerken gesetzt hatten, um auf diesem Wege einen maßgeblichen Einfluss auf die Eisenerzeugung zu erlangen, um sich den Bezug der Ware zu sichern. Georg K. kaufte 1492 zwei Hämmer in der Reifling. Diesem Geschlecht entstammt der bekannte Heimatdichter Ottokar Kernstock. Die Kerzenmandl traten erst im 17. Jhdt. als Hammerherrn in Weyer auf. An dieses Geschlecht erinnert, noch ein Plafond im 1. Stock des Fürstenhauses mit dem farbenprächtigen Kärzenmändl'schen Wappen. (Fürstenhaus, weil Fürst von Schwarzenberg das Haus 1864 käuflich erwarb; heute Besitz d. Marktgemeinde). Ein Kerzenmandl, der mit Bewilligung des Kaisers den Familiennamen K. ablegte und den Namen „von Wendenstein zu Prandtenberg“ annahm, ist der Begründer der alten Innerberger Hauptgewerkschaft 1625.

Die Pantz waren bereits um 1450 im Besitze von Hämmern am Weißenbach, am Pelzenbach und in der Frenz. Sie waren von 1617 bis 1809 im Markte Weyer ansässig (Oberer Markt 12). Die Angehörigen dieses Geschlechtes, die im Jahre 1624 in den Reichsritterstand erhoben wurden, ruhen in der Pantzgruft, über der ein neuzeitliches Epitaph angebracht ist. Aus diesem Geschlecht stammt der bekannte Wissenschaftler Dr. Anton Reichsritter von Pantz.

Die Prevenhueber gehören zu jenen wenigen alten Geschlechtern des steirischen Eisenadels, die bereits lange vor Gründung der Hauptgewerkschaft, im Besitz von Rad- und Hammerwerken waren. Sie besaßen im 16. und 17. Jhdt. Hammerwerke in Weyer, z.B. den Zwiehammer und das Haus Oberer Markt 14 (Blaschko-Haus). Ihrem Geschlecht gehört der bekannte o.ö. Geschichtsschreiber Valentin Prevenhueber an (Annales Styrenses).

Die Scheuchenstuehl waren mit den Kerzenmandl verwandt. An sie erinnert ein Wappen aus dem 17. Jhdt. beim linken Seiteneingang der Pfarrkirche: ein nacktes Knäblein und ein Jäger mit Horn und Jagdhund. Dies wird so gedeutet, dass der Ahn derer von Scheuchenstuehl ein ausgesetztes Kind war, das von einem Jäger gefunden und großgezogen wurde. Dieselbe Darstellung finden wir auch an einem marmornen Brunnenbecken im Laboratorium der Apotheke.

Die Tredl waren ein reiches und frommes Hammerherrngeschlecht des 15. und 16. Jhdts., die den uralten Teichhammer besaßen. Bartholomäus Tredl stiftete dem neuen Weyrer Bürgerspital 1528 2 Bauerngüter und half so, die Not vieler Armer lindern. Aus dem Bürgerspital wurde 1872 das Altersheim und blieb es bis zum Jahre 1942. Jetzt sind in dem Gebäude das Gesundheitsamt und das Schülerheim für auswärtige Hauptschüler untergebracht. Eine Spende Tredls dürfte auch 
das noch gut erhaltene Holzreliefbild „Maria Scheidung“ aus dem 15. Jhdt. sein. Dieses Bild befindet sich in der ehemailigen Spitalskapelle, die z.Zt. als Lagerraum dient.

Die Wurschenhofer besaßen im 16. Jhdt. Hammerwerke in der Laussa und Unterreifling und in Weyer 3 große Häuser, die nach dem Brand von Weyer 1532 festungsartig ausgebaut wurden. Hausmarken weisen heute noch auf die Erbauer hin, so z.B. das Gasthaus zum Weißen Rößl (Hirner) auf Erhard W. 1555 (EW), dann das Fürstenhaus, das im Hof die Hausmarke des Sebastian W. (SW) mit der Jahreszahl 1563 trägt und die alte Post, an der aber keine Hausmarke mehr zu finden ist. Wunderbare Wappenbilder von neun Hammerherrn finden wir im Renaissancezimmer des Companiehofes auf Zinn, wo sich außerdem an der Decke ein großer Kaiseradler in Stukkatur befindet, der im Mittelstück das Innerberger Wappen trägt (Companiehof genannt nach dem einstigen Besitzer, der Eisenhandlungs-Companie). Das Innerberger Wappen finden wir außerdem noch an der Sparkassa und über dem Eingang des ehem. Urbaramtes; in dem jetzt der Spenglermeister Blaschko wohnt. Aber nicht allein die Hammerherrn waren Förderer des Wohlstandes, auch die Gewerbetreibenden verstanden es, durch emsigen Bürgerfleiß den Beutel mit roten Dukaten zu füllen. Es waren dies:

  • die Wirte, die man in die Herberg, Speise und Trank bietenden Gastgeb und die nur ausschenkenden Leutgeb einteilte. Sie bezahlten das „Zapfgefäll“, die heutige Getränkesteuer. Das Bier bezogen sie seit 1681 von der Brauerei Weyer, die von Michael Eisenhartinger am unteren Riedel gegründet wurde. Sie bestand bis zum Jahre 1913, seither ist sie nur mehr Bierdepot.

  • Die Zinngießer machten Zinnteller und Deckelgläser für die Wirt und Leut.
  • Als erster Arzt erscheint 1555 der Badermeister Wolfgard Bader auf.
  • Die Materialisten wurden die welschen Krämer genannt, die als Kleinzeughändler in allen Materialien ihre Waren feilboten.
  • Die Ringel-, Nagel- und Klingenschmiede verarbeiteten mit viel Geschick die von den Verlegern zugeteilten Eisenmengen.
  • Die Flößer brachten in kühner Fahrt das Holz und Eisen nach Steyr. Vor dem Flößerfreithof blickten sie vertrauensvoll hinauf zum hl. Nikolaus und hl. Johannes, die von einem großen Gemälde am Kasten als deren Patrone heruntersahen.

  • Die Köhler nährten mit den großen Mengen Holzkohlen die Essen der Hammergewerke.
  • Die Balgsetzer setzten und reparierten die Blasbalge, wo immer sich welche befanden.
  • Die Lederer·erzeugten Leder und Lederwaren.
  • Die Mautner an den Toren überwachten Ein- und Ausfuhr. Besonders war ihnen aufgetragen worden, die ausgeführten Weinmengen festzustellen und darauf zu achten, dass kein gestohlenes, d.h. ohne Marke versehenes Eisen den Markt verlasse. Es bestand wahrscheinlich ab 1432 bis zum Ende des 18. Jhdts. eine kaiserliche, landesfürstliche und garstnerische Maut. Als man 1843/48 die Tormauern als verkehrsstörend abtrug, endete auch das Gewerbe der Mautner. Allerdings wurde 1899 nochmals bei Kastenreith eine Brückenmaut errichtet, weil das Hochwasser die eiserne Brücke zum Bahnhof Kastenreith wegriss und die neue viel Geld kostete. 1929 musste der jetzige Tabaktrafikant Grießer letztmals in der bisherigen Ortsgeschichte Weyers die Mautschranken öffnen und schließen. Es handelte sich um eine Fuhrmaut, da die Gemeindegelder für die Straßenerneuerung und teilweise Pflasterung nicht reichten. Die Mautschranken waren an der Einmündung der Hollensteiner- und Unteren Marktstraße in den Marktplatz.
    Es wurden eingehoben: für eine Mistfuhre 6g, für eine Holzfuhr 20g, für eine Kutsche 50g und für ein Auto 1 S. Viel Schimpf, Spott und Ärgernis musste dieser treue Diener seines Herrn über sich ergehen lassen.

Diese Berufe sind heute z.T. ausgestorben. Zum Verständnis der alten Zeit aber verdienen sie erwähnt zu werden.

Wenn man vom Verständnis vergangener Zeiten spricht, müssen auch Krankheiten, Hochwasser und andere Gefahren besprochen werden, denen die Bürger ja in einem viel bedeutenderen Maße ausgesetzt waren, als wir es heute sind. 

Die sanitären Einrichtungen waren unzureichend. Schrecklich wütete z.B. 1629 die Pest in Weyer. Im Jahre 1644 blieb zwar der Markt verschont, aber die Umgebung wurde arg heimgesucht. Der Verschonung wegen errichteten die dankbaren Weyrer eine Pestsäule, die aber z.Zt. irgendwo in einem Kellergewölbe, vermutlich des Pfarrhofes, ruht und darauf wartet, bis ihr verständnisvolle Bürger wieder einen geeigneten Platz am Tageslicht einräumen. Die letzte Pestzeit i.J. 1844 hat den Raum Gaflenz berührt. Darüber heißt es, dass bei den ersten Todesfällen noch das Zügenglöcklein geläutet wurde, später aber wurden Handwerksburschen gedungen, welche die Pestleichen „aufzuarbeiten“ hatten und dafür viel Geld, Fleisch, Most und besonders reichlich Schnaps erhielten.

Neben der Pest richtete das Hochwasser häufig verheerenden Schaden an. Als stumme Zeugen über 4 Jahrhunderte sprechen die Hochwassermarken am Kasten an der Enns zu uns; aber auch der Markt musste manch Böses durch das Wildwasser mitmachen, ehe einige Zeit nach dem ersten Weltkrieg die Wildbachverbauung und Regulierung der Gaflenz Abhilfe brachte.

So flossen zwischen frohen und trüben Zeiten die Jahrzehnte dahin, bis abermals Kriegsvolk durch den Markt zog.

Maria Theresia musste nämlich im österreichischen Erbfolgekrieg 1740–48 ihr Recht auf Thron und Erbe gegen zahlreiche Feinde verteidigen. Neben dem Preußenkönig Friedrich II. erhob auch der Kurfürst Herzog Karl Albert von Bayern als Schwager des letzten Habsburgers Karl VI. Ansprüche auf die österreichischen Erblande. Er rückte im Herbst 1741 mit den verbündeten Franzosen in O.Ö. ein und hielt es einige Monate besetzt. Enns und Steyr fielen dem Feind in die Hand und auch das rechte Ennsufer von Steyr bis Weyer war feindbesetzt. Wegen drohender Gefahr mussten auf Befehl der Bayern die Weyrer Zimmerleute, Hufschmiede und Maurer die Markttore richten und zur Verteidigung einrichten. Die ganze Umgebung nahm eine bayernfeindliche Haltung ein. Die steirischen Grenzbauern hielten die Pässe an der Frenz und in der Palfau besetzt; am Saurüssel an der n.ö. Grenze wurde geschanzt. Im Jänner 1742, rückte der kaiserliche Heerführer Graf Khevenhiller siegreich von N.Ö. gegen Linz vor.

Der kaiserliche Obristwachtmeister Baron von Trenkh warf im selben Jahre mit seinen gefürchteten Panduren (= slovakische Fußsoldaten) die Bayern aus Weyer hinaus. Zur Erinnerung an diese Zeit befindet sich eine fast lebensgroße Darstellung eines Panduren an der Stiegentür des Hauses Marktplatz 25 (Uhrmacher Navratil). Der bayerische Erbfolgekrieg endete mit einem Waffensieg der Österreicher und Karl Albert, der sich 1742 unter Ausnutzung der Zwangslage, in der sich Maria Theresia befand, als Karl VII. zum Deutschen Kaiser wählen ließ, blieb bis zu seinem nahen Tode 1745 ein länderloser Flüchtling.

Nach der bayerischen Besetzung von Weyer waren Richter und Rat bemüht, die Not ehest zu mildern. Noch im selben Jahr (1742) erneuerte und bestätigte Königin Maria Theresia die Freiheiten des Marktes. Es wurde wieder gebaut und instandgesetzt, was in der vergangenen Zeit zerstört und beschädigt wurde. Von 1742-1810 war das heutige Bezirksgericht Rathaus von Weyer. Zwischen 1747-54 baute Pfarrer P. Augustin Beer den Pfarrhof neu auf. Überall ging es langsam vorwärts.

Selbst das Schulwesen blühte wieder auf. Zwischen 1760–80 erteilte Tobias Gerl in seinem Hause Unterricht. Die wenigen Schüler hatten an zwei längeren Tischen Platz. Da jedes Kind pro Vierteljahr bloß 45 kr Schulgeld zu zahlen hatte, waren die Einnahmen des Schulmeisters sehr bescheiden und er musste noch einen Nebenberuf ausüben, der ihm aber den Hauptverdienst abwarf. So finden wir die folgenden Lehrer meist als Musikanten und Tanzaufspieler. Die Zustände dieser Zeit wirken doch in mehrfacher Hinsicht auf uns ganz eigenartig.

Wenn z.B. ein Lehrer starb, so war es in Weyer manchmal so üblich, dass man nur dem Bewerber die freigewordene Lehrerstelle gab, der sich auch bereit erklärte, die Lehrerwitwe zu heiraten. Dadurch ersparte man sich die anfallende Rente.

Mit Unterstützungen war man halt immer etwas sparsam! Einen größeren Umschwung brachte erst wieder die Regierungszeit Kaiser Josef II. (1780–90). Im Banne der Aufklärung verfügte der Kaiser die Aufhebung vieler Klöster und beschaulicher Ordensstiftungen, gründete 1784 das Bistum Linz, schuf öffentliche Wohlfahrtseinrichtungen mannigfacher Art, hob die Leibeigenschaft in den Ländern, in denen sie noch bestand, auf, genehmigte im Toleranz-Patent die Freiheit des protestantischen und orthodoxen Glaubens, unterstellte die Lehrer und Schulen weltlichen Aufsichtsbehörden und schuf neue Verwaltungseinrichtungen und Verfassungsgesetze. 1783 gab der Kaiser den Ländern eine neue Verwaltung. In O.Ö. wurde die Oberennsische Regierung eingesetzt und das Verordnetenkollegium der 4 Stände vorabschiedet. Am 1. Mai 1787 wurde das Kloster Garsten aufgehoben. Nun änderte sich auch das Besitzverhältnis für Weyer, das Jahrhunderte hindurch dem Kloster unterstand. Vermögen und Besitz der aufgelösten Klöster und Stiftungen Oberösterreichs ging in das Eigentum des o.ö. Religionsfondes über.

Aus diesen Geldern wurden die Geistlichen besoldet. Nach der Aufhebung des Klosters Garsten bestand das Urbaramt und das Amt des Marktrichters in Weyer noch bis zum Jahre 1827 fort. Dann wurde das Distriktskommissariat Weyer-Großraming geschaffen, das unter der Leitung eines Pflegers stand. Dieser amtierte von 1827 bis zur Aufhebung der Jurisdiktion im Jahr 1833 in dem fürstlichen Lamberg'schen Schloss zu Weyer.


Brief vom 16. Mai 1855
K. k. Försterei zu Laußa
An Löbliches Fürst=Lamberg'sches Forstamt in Weyer

Die Änderung der Verwaltung war eine unausbleibliche Folge der Aufklärung, die vom revolutionären Frankreich ausging. Der revolutionären Idee folgten die revolutionären Heere. Ein neuer Zeitabschnitt beginnt...

VIII. Die große Friedenszeit

Nach dem Wiener Kongress erhielt Weyer wieder einige kaiserliche Privilegien. Kaiser Franz I. genehmigte 1818 die Abhaltung eines Viehmarktes, einen zweiten gestattete Ferdinand I. 1838. Auch das Schulwesen entwickelte sich langsam aufwärts. Da 1804 die Schule abbrannte, richtete man 1813 in dem wieder aufgebauten Hause erneut eine Schule ein.
Sie war an der Stelle, wo heute die Gendarmerie untergebracht ist. Zwischen 1820 und 1870 bestand die Besoldung des Lehrers in Weyer aus dem Schulgeld. (1 fl 50 bis 2 fl jährlich f. 1 Kind), der jährlichen Remuneration der Marktkommune in der Höhe von 80 fl. und der Beistellung von acht Klafter Holz.

Der Unterlehrer oder Schulgehilfe bekam ab 1816 vom Rel. Fond 120 fl. Besoldung, oder wie es Gepflogenheit war, Kost, Wäsche, Bedienung u.s.w. und 24 fl jährlich. Diese Ausgaben hatte der Schullehrer für seinen Unterlehrer zu leisten. Mit der Einführung des RVS wandelte sich grundlegend die Stellung des Lehrers. Die Schulaufsicht ging von der Kirche auf weltliche Organe über, der Messnerdienst des Lehrers hörte auf, die Gehälter der Lehrer stiegen und waren nach Ortsklassen verschieden. Weyer zählte als Gemeinde zwischen 2.000 und 4.000 Seelen zur Ortsklasse II. Durch die materielle Besserstellung wurde ein gründlicheres Studium gefordert und neue Lehrgegenstände eingeführt. Auch unter der Bevölkerung stieg das Interesse für die Erziehung und Bildung der Jugend. Die Mitglieder des „Vereines zur Unterstützung armer Schulkinder“ erwiesen den bedürftigen Armenschülern viele Wohltaten. Bevor 1890 die Volksschule erbaut wurde, mussten infolge Klassenmangels andere Gebäude belegt werden (Fürstenhaus, Kinderbewahranstalt).

1850 wird das Bezirksamt Weyer errichtet, sodass die Marktkaserne ab 1850 wieder Rathaus wird und die kommunale Verwaltung führt, während die politischen und juristischen Angelegenheiten das Bezirksamt erledigt. Mit dem Reichsgesetz vom 11.06.1868 wurden die Bezirksämter als reine Justizbehörde (= Bezirksgericht) umgestaltet, die politische Verwaltung der Bezirkshauptmannschaft zugewiesen.

Nach der Einführung neuer Verfassungsgesetze im Jahre 1850 bildete das Gebiet Weyer eine Großgemeinde (1850–96), aus der sich infolge der Verschiedenheit der Interessen der Bürger- und Bauernschaft am 1.1.1897 eine Gemeinde Weyer Markt und Weyer-Land bildete. Die Landgemeinde zählt mit dem Ausmaß von fast 22.000 ha zu den größten Gemeinden Ober-Österreichs.

Mit der Schaffung eines modernen Großstaates vorschwindet seit 1850 die eigenstaatliche Entwicklung der Länder. O.Ö. wird nach der Landesverfassung vom 30.12.1849 ein Kronland des Kaisertums und. unteilbarer Bestandteil der österr. Monarchie. Nach dem Oktoberdiplom des Jahres 1860 und dem Februarpatent 1861 tritt an Stelle der ständischen Schichtung die Vertretung der politischen Parteien. Die Wahlreform des Jahres 1907 sichert die geheime Abstimmung und zeigt bei der Wahl die wahre Zusammensetzung der politischen Meinung innerhalb einer Gemeinde auf. Der Stimmenmehrheit entsprechend wurden die Bürgermeister gewählt.

Die Bürgermeister des Marktes Weyer sind folgende:

  • 1897–1903 Josef Russegger, Apotheker
  • 1903–1909 Johann Blaschko, Spenglermeister
  • 1909–1919 Albert Dunkl, Kaufmann

  • 1919–1921 Karl Loibesberger, Eisenbahner
  • 1921–1924 Leo Gretler, Kaufmann
  • 1924–1925 Franz Fichtl, Glasermeister
  • 1925–1934 Georg Trauner, Eisenbahner
  • 1934–1938 Josef Kleinen, Kaufmann
  • 1938–1945 Dr. Georg Stelzhammer, Advokat
  • 1945–1945 Theodor Peter, Buchdrucker
  • 1945–1946 Anton Schwein, Eisenbahner
  • 1946–       Engelbert Kößler, Zimmermeister

Während sich nach dem Regierungsantritt Kaiser Franz Josef I. die öffentliche Verwaltung und das Gerichtswesen neu konstituierten, wurden auch andere staatl. Einrichtungen neu geschaffen. Davon erhielt Weyer:

a) ein Steueramt
b) eine k.k. Finanzabteilung
c) ein k.k. Gendarmerie-Commando
d) ein k.k. Postamt, das 1910 an das staatl. Telefonnetz angeschlossen wurde.

Zwischen 1869 und 1875 wurde Weyer dem Eisenbahnverkehr erschlossen. Bis 1869 war Küpfern die Endstation der Kronprinz-Rudolf-Bahn, 1872 erfolgte unter Aufbietung hoher Gelder der Durchstich und Tunnelbau sowie die Errichtung eines Rangierbahnhofes in Klein Reifling. Ein km Bahnbau kostete damals eine Million Gulden. Die Weyrer Fuhrunternehmen waren aus geschäftlichen Gründen Gegner des Bahnbaues, sodass Weyer nicht die Bedeutung für den Bahnverkehr erhielt wie Klein Reifling. 1873/74 erfolgte dann der Anschluss an die Linie Amstetten – Weyer– Klein Reifling -Selztal.

Um auch den Straßenverkehr zu modernisieren, wurden in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts die an der Straße gelegenen Tore und Türme abgetragen. Der aus dem Jahre 1600 stammende steinerne Löwenbrunnen am unteren Ende des Marktplatzes wurde allerdings erst 1937 auf gleiche Höhe mit dem im Jahre 1838 in Stein errichteten Biberbrunnen gesetzt, sodass ab nun eine unbehinderte Durchfahrt gegeben war.

Als weitere Kulturelle Leistungen des 19. und 20. Jhdts. bis zum 2. Weltkrieg 1939 sind erwähnenswert:

  1. Der Umbau und die Vergrößerung der Pfarrkirche in den Jahren 1848 bis 1854 unter Pfarrer Johann Zach. Bei diesem Umbau erhielt, die Kirche die gegenwärtige Kreuzform. Sie wurde 1854 mit dem neuangelegten Friedhof vom Bischof Rudigier von Linz eingeweiht.

  2. 1840 wurde die Marktbeleuchtung mit Petroleum eingeführt.
  3. 1872 wurde das Bürgerspital um einen Stock erhöht und die Sparkasse errichtet;


    1873 die freiwillige Feuerwehr gegründet,

    1874 die moderne Badeanstalt eröffnet und unter Leitung des Notars Dr. Schmeidel die wunderbaren Spazierwege auf den Kreuzberg angelegt und später dann noch ausgebaut.

  4. 1902 legte man vom Rapoldeck die Wasserleitung in den Markt (3,8 l/sek.)
  5. 1908 fand die Eröffnung der Kur- und Wasserheilanstalt statt. Aus Anlass der 60-jährigen Regierung des Kaisers wurde im selben Jahr das Elektrizitätswerk erbaut.

  6. 1925 wurde von der Kaufmannschaft Wiens das Sanatorium erbaut und nach den modernsten Gesichtspunkten eingerichtet (110 Betten).

In wirtschaftlicher Hinsicht bedeutet das 19. Jhdt. zunächst das Ausklingen der alten Eisenzeit und die Ablöse durch die holzverarbeitende Industrie. Die Melodie der pochenden Eisenhämmer wurde immer seltener, bis sie um 1870 ganz verstummte. Einem einsamen Rufer gleich hämmert in Kl. Reifling ein Werk noch bis 1909 weiter. Das Technische Zeitalter gibt den neuen Takt an, es formt das Bild der neuesten Zeit. Die Hämmer sind vorerst stumme Zeugen einer glanzvollen Vergangenheit, heute ist leider keine einzige Essenruine mehr zu sehen. Zum Teil wurden die Hämmer zu Wohnbauten oder Werkräumen umgebaut.

So entstand aus dem ehemaligen Getreide- und Materialienkasten der Hauptgewerkschaft im Jahre 1889 die Möbelfabrik Schönthaler. Seitdem bildet die holzverarbeitende Industrie in Verbindung mit der Fortwirtschaft die Haupteinnahmequelle der Weyrer Bevölkerung.

Franz Schönthaler war ein kunstsinniger Bildhauer dessen Firmenschildchen sowohl in der Hofburg in Wien als auch am Hradschin in Prag zu finden sind. Sein berufliches Können war so bekannt, dass er selbst bei der Einrichtung der Pariser Weltausstellung 1889 in den Mitarbeiterstab berufen wurde. Die Tischler der Fabrik Schönthaler waren ausgesuchte Fachleute. Schönthaler Möbel waren auf jeder Ausstellung zu sehen, Schönthalers Jagdhäuser nahmen den Weg in sämtliche Balkanländer, in den Orient, und nach Russland sowie in die westeuropäischen Staaten. Weyer entwickelte sich wieder zu ansehnlichem Wohlstand. Der Markt Weyer zählte vor d.0c 1. Weltkrieg zu den bestgeordneten Gemeinden O.Ö.

Die Einwohnerzahl des Marktes stieg von 1450 im Jahre 1890 auf 2503 im Jahre 1932; sie hat sich also innerhalb von 40 Jahren fast verdoppelt, trotz der Blutopfer, die der Weltkrieg forderte.

Die Möbelfabrik Schönthaler wurde nach. dem 1. Weltkrieg von dem Holzbauwerk „Silva“ abgelöst, das jetzt der Fa. Ing. Mayer & Raunicher gehörend, über 300 Arbeiter beschäftigt.

Das Werk II brannte am 20. Mai 1946 ab. Dadurch wurde der Fa. ein Schaden von über 200.000 S zugefügt. Am 28. Jänner 1947 brach im 4. Stockwerk des Stammwerkes ein Brand aus, der etwa 9.000 Rundfunkrohre und einige 100 Lautsprecher der Radiofirma Eltz („Radione“) und 40 Schlafzimmereinrichtungen zum Opfer fielen (Schaden ca. 1-1½ Millionen Schilling). Brandursache: ein Angestellter der Fa. Eltz wollte mit einer Lötlampe die eingefrorene Leitung auftauen, dabei entzündete sich Staub und griff auf die danebenstehenden Lacke über. Dank dem Eingreifen von über 1 Dtzd. Feuerwehren, der Einsatzbereitschaft der Belegschaft und einer ausgesprochenen Windstille konnte größeres Unheil vermieden werden. Nach 4 Wochen hatte die aufbauwillige Arbeiterschaft die Wiederaufnahme der Arbeit in der Tischlerei durch tatkräftige Mithilfe erwirkt, da die beiden unteren Stockwerke, sowie der Maschinenpark gerettet werden konnten.

Neben dem Begründer des bekannten Holzbauwerkes Schönthaler hat Weyer noch eine Reihe nennenswerte Männer anzuführen, die weit, über den Bereich der Heimatgrenzen hinaus ob ihres hervorragenden Schaffens und Wirkens bekannt sind:

  1. 1832 wurde der spätere Leibarzt des Kaisers Franz Josef I., Univ. Prof. Hofrat Dr. Hermann Freiherr v. Widerhofer in Weyer geboren (gest. 1901).
  2. 1834 erblickte der Prior des Stiftes Admont, P. Othmar Berger, dessen Kirchenliederbuch in 70.000 Exemplaren Verbreitung fand, in Weyer das Licht der Welt.
  3. 1836 wurde dessen Bruder, Hofrat Josef Berger, Edler von Weyerwald, als Sohn des Grundbuchführers beim Pflegegericht in Weyer, Kaspar Berger, geboren. Der Großvater der berühmten Berger war Holzknecht. Hofrat Josef Berger war dank seines hervorragenden Könnens bereits mit 23 Jahren Direktor der Realschule von Kromnitz in Ungarn, wurde 1863 erster Direktor der neu gegründeten Staatsrealschule in Steyr, 1870 erster Direktor der staatl. Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt in Linz, dann Landesschulinspektor für das Volksschul- und Lehrerbildungswesen Oberösterreichs. Dann berief ihn das Vertrauen Kaiser Franz Josef I. im Jahre 1886 nach Prag, wo er als Landesschulinspektor für die deutschen Lehrerbildungsanstalten, Volks- und Bürgerschulen segensreich wirkte. 1898 wurde Hofrat Berger in das Ministerium für Kultur und Unterricht berufen und übernahm die Leitung des Departements XI, dem sämtliche päd.-didaktischen Angelegenheiten des Volksschul- und Lehrerbildungswesens unterstanden; auch die Leitung des österr. Schulbücherverlages wurde ihm übertragen. Ob seiner hervorragenden Verdienste um des österr. Schulwesen wurde er 1900 geadelt und nahm das Prädikat „von Weyerwald“ an.
  4. 1841 wurde als 8. von den 13 Kindern des Kaspar Berger, der spätere 1. Richter des Hofmarschallamtes in Wien, Dr. Hermann Berger, zu Weyer geboren.
    Er führte die neue Gerichtsordnung der öst.-ung. Monarchie ein und wurde 1889 zum Landesgerichtspräsidenten von Oberösterreich ernannt.
  5. 1848 war das Jahr der „Freiheit“, in dem das Weyrer Original, der Ledermeister, Maler und Bildhauer Josef Gabriel Frey seine „Freyhäut“ an die Wand hing und eine Kindergarde schuf. Im selben Jahr gründete man in Weyer auch eine Nationalgarde. Von Frey stammen viele kulturgeschichtliche, interessante Skizzen und Aquarelle, die ein anschauliches Orts- und Kulturbild der damaligen Zeit geben. Frey meißelte auch den Biber in Stein am oberen Marktbrunnen.
  6. 1900: um die Jahrhundertwende schreibt der „Werkmann“ Josef Medelsky das ländliche Drama „Liebessünden“ und „Kreuzwegstürmer“, welche bei voll besetzten Plätzen sowohl in Linz und Steyr, auch in Innsbruck und im Raimundtheater in Wien aufgeführt wurden.
  7.  In der ersten Nachkriegszeit verfasste der Weyrer Wissenschaftler Prof. Dr. Karl Weihs (gest. 2.7.1944) geologische Abhandlungen und leistete großartige Forscherarbeit im naturkundlichen Sektor. Er ist der Gründer der geologischen Arbeitsgemeinschaft am Landesmuseum in Linz (1929) und war lange Jahre Vorsitzender dieses Wissenschaftszweiges in O.Ö.
  8. Als Abgeordnete konnte Weyer folgende Persönlichkeiten entsenden:
    a. Baumgartner Georg, Pfarrer in Weyer,
    in den Reichsrat (1902-18)
    b. Heimpl Karl, Bürgermister der Gem. Weyer-Land,
    in den Landtag (1902-19)
    c. Kopf Max, Grubbauer in der Breitenau,
    in den österr. Reichsbauernrat nach Wien und in den o.ö. Landtag, K. ist z.Zt. Mitglied des Landesbauernausschusses in Linz und Obmann des Bezirks Bauernbund Steyr-Land.
    d. Schönlechner Erasmus, Besitzer des Hintermühleingutes,
    in den Landtag.
  9. Von den noch lebenden Weyrern verdienen wegen ihrer Leistung für Kultur, Forschung und Fortschritt folgende Personen erwähnt zu werden:
    a. der Heimatforscher Oberlehrer i.P. Josef Ganslmayr; er besitzt eine für O.Ö. allein dastehende Schneckensammlung. Hervorragende Wissenschaftler des gesamten deutschen Sprachgebiets haben seine Forscherarbeit gewürdigt, das Naturhistorische Museum in Wien hatte sich bemüht, für sich diese wertvolle Sammlung zu gewinnen. Ein zweites Lebenswerk dieses unermüdlichen Mannes ist eine Heimatkunde von Weyer, die gegen 1.000 Seiten umfasst und das Ergebnis jahrzehntelanger, mühevoller Arbeit ist.
    b. Die Heimatdichterin Maria Mittermayer gehört wie die gegenwärtige deutsche Dichtung überhaupt, keiner bestimmten literarischen Richtung an. Ihre Gedichte tragen meist den Zug der religiösen Lyrik, ihr übriges Schrifttum den der Heimatkunst und Neuromantik. „Doktors Lotte“ ist ein volkstümlicher Backfischroman, „Andere Menschen“ eine moralisierende Erzählung und „Melodien eines Lebens“ ein mehr in die Breite als Tiefe gehender Heimatroman, der den bisherigen Lebensweg der Dichterin aufzeigt.
    c. Lehrer Franz Weiß komponierte zwei Messen und schrieb mehrere kleine Kompositionen für Kirche und Schule. Die beiden Messen führen die Aufschrift: „Missa cantata“ und „Kindermesse“.
    d. Für den Wetterdienst erwarb sich die Zweigstelle Weyer der Hydrographischen Anstalt unter Leitung des Herrn Schickl anerkennende Verdienste.
    e. Dem ehem. Landtagsabgeordneten und Mitglied des Reichsbauernrates Max Kopf gebührt in Verbindung mit dem Veterinärrat Tierarzt Dr. J. Anreiter das Verdienst, die Haflingerzucht und Zucht der Murbodner-Rinderrasse im Gaflenztal eingeführt und sie zum bedeutendsten wirtschaftlichen Faktor unserer Bergbauern erhoben zu haben. Die Haflinger sind kleine, genügsame und gutmütige Gebirgspferde mit typischer Fuchsfarbe, die sich als Reit-, Trag- und Zugpferde vorzüglich eignen. Die lebhaften Augen und das bewegliche Ohrenspiel haben sie sich von ihren arabischen Ahnen bewahrt, der tiefe und breite Körperbau mit häufig gespalteter Kruppe weist auf den norischen Einfluss hin. Die Heimat des Haflingers ist der Raum des Haflingerbodens bei Meran in Südtirol. Nach dem Verlust von Süd-Tirol sind die Hochalmen Nordtirols zum Haupt- und Hochzuchtgebiet für den Haflinger geworden. Für O.Ö. ist das Haflinger-Hauptzuchtgebiet im Raum von Weyer. 1890 kamen erstmals Haflinger nach Weyer, seit 1912 stehen ununterbrochen staatliche Haflingerzuchthengste in Weyer, 1919 gründete Franz Bachbauer ein Haflingergestüt, das aber nur vorübergehenden Bestand hatte. Seit 1929 sind alljährlich Haflingerschauen und Prämierungen, welche die rasche und gesunde Entwicklung unserer Haflingerzucht aufzeigen.
    Es ist Tatsache, dass der Haflinger für unsere Bergbauern ein unentbehrliches „Mädchen für alles“ geworden ist. Derzeit stehen im Zuchtgebiet Weyer 170 eingetragene Stuten. Gleich nach dem 2. Weltkrieg im Jahre 1945 wurde im Rahmen des Landesverbandes der O.Ö. Pferdezüchter eine eigene Abteilung „Haflingerzucht“ gebildet, deren Obmann das vorhin erwähnte Mitglied des Landesbauernausschusses Max Kopf ist. Der Anregung dieses erfahrenen Bergbauers ist mancher Fortschritt in der O.Ö. Land- und Forstwirtschaft zuzuschreiben, so z.B.: die Anpflanzung eines winterfesten Roggens auf Hochböden, die Steigerung der Milchleistung durch Aufzüchtung wertvoller Rinderrassen (Murbodner), die Förderung der forstwirtschaftlichen Arbeiten im Gebirge durch Einführung des leistungsfähigen Haflingerpferdes und die Anlage von Bergstraßen zum Zwecke einer besseren Holzeinbringung. Kopf ist auch ein eifriger Förderer des bäuerlichen Fortbildungsschulwesens und wurde schon mehrmals von der O.Ö. Landesregierung verpflichtet, Vorträge in verschiedenen landwirtschaftlichen Fachschulen zu halten.
  10. Als erwähnenswerte Vertreter der bodenständigen Heimatkunst sind der Holzbildhauer Alois Schausberger, sowie der Beinschnitzer Josef Katzensteiner zu nennen, die mit ihren Leistungen das Alltägliche hoch überschreiten und dementsprechend weit über die Grenzen der engeren Heimat hinaus bekannt sind. In dem Sohn des derzeitigen Bürgermeisters Engelbert Kößler finden wir einen vielversprechenden Nachwuchs für die Bildhauerkunst.

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